Vom Keltenwall zur Kulturbühne: Wie Buhlenberg seine Geschichte lebt – und Zukunft gestaltet

Buhlenberg. Knapp 500 Einwohner. Ein Dorf im Grünen. Für Außenstehende mag das zunächst nicht nach Weltgeschichte klingen – doch wer genauer hinschaut, entdeckt ein kleines Hunsrückdorf mit erstaunlich großer Vergangenheit. Und einer Gegenwart, die sich sehen lassen kann. Denn Buhlenberg steht heute nicht nur für gelebte Dorfgemeinschaft, sondern auch für kulturelles Engagement auf Landesebene. Von der keltischen Ringwallanlage bis zum Kultursommer Rheinland-Pfalz – diese Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Birkenfeld schreibt seit Jahrhunderten Geschichte. Und tut es noch immer.


Auf keltischen Spuren: Die ältesten Kapitel

Die Geschichte von Buhlenberg beginnt lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1190. Wer durch die Wälder oberhalb des Dorfes wandert, kann sie mit eigenen Augen sehen: Moosüberwachsene Steinwälle, die sich durch das Unterholz ziehen – Reste der keltischen Ringwallanlage „Vorkastell“. Zwischen dem 5. und 3. Jahrhundert vor Christus errichtet, diente sie wohl zur Sicherung des oberen Trauntals. Heute ein geschütztes Bodendenkmal – damals strategisch bedeutsam.

Die erste schriftliche Spur Buhlenbergs stammt aus einem Kirchenbuch von 1190 – damals vermutlich noch unter dem Namen „Bulenbrech“. Über die Herkunft des Namens gibt es Theorien: Möglich ist eine Ableitung vom „Schöpfen mit einer Bulle“ – einem Wassergefäß. Klingt kurios, aber in der Hunsrücker Realität durchaus plausibel.


Reformation, Flachs und verschwundene Nachbarn

Im Mittelalter war Buhlenberg Teil der Hinteren Grafschaft Sponheim – ein politisches Territorium von Gewicht. Im 16. Jahrhundert kam mit der Reformation der geistliche Wandel, der den Ort bis heute prägt: Buhlenberg wurde protestantisch, und das ist es im Wesentlichen geblieben.

Damals wie heute lebten die Menschen vom Land. Besonders der Flachsanbau und die Leinenweberei sicherten den Lebensunterhalt – kaum ein Haus ohne Webstuhl. Die Einwohnerzahl war bescheiden: 12 Haushalte um 1563 – ein Wert, der sich auch ein Jahrhundert später kaum veränderte.

Neben Buhlenberg existierten weitere Siedlungen, die später untergingen: Altrinzenberg, Etzweiler und Winnweiler – heute erinnern nur noch Flurnamen an sie. Buhlenberg hingegen blieb – und wuchs weiter.


Franzosen, Oldenburger, Preußen: Ein Dorf im Wechsel der Herrschaft

Im 18. Jahrhundert entdeckte man rund um Buhlenberg Bodenschätze. Erze wurden abgebaut, 1730 wurde sogar im „Löschertsgraben“ nach Kohle geschürft – der große Durchbruch blieb allerdings aus.

Dann kam die Französische Revolution – und mit ihr das Ende der Grafschaft Sponheim. Buhlenberg wurde französisch, Teil des Départements de la Sarre. Neue Verwaltung, neue Gesetze – für 16 Jahre herrschte Napoleon über das Dorf. Nach seiner Niederlage fiel die Region an das Großherzogtum Oldenburg, und 1817 wurde das Fürstentum Birkenfeld gegründet – Buhlenberg mittendrin.

Diese politische Exklave bestand bis 1937. In dieser Zeit stieg die Einwohnerzahl langsam: Von 294 Menschen im Jahr 1815 auf 438 im Jahr 1905. Wer nicht in der Landwirtschaft arbeitete, pendelte nach Birkenfeld oder wanderte in die Neue Welt aus – wie so viele im Hunsrück.


20. Jahrhundert: Kriege, Strukturwandel, Neubeginn

Die Weltkriege gingen auch an Buhlenberg nicht spurlos vorbei. Nach 1918 gehörte die Region zur französisch besetzten Rheinzone. Die monarchische Ordnung war vorbei, der Landesteil Birkenfeld wurde Teil des Freistaats Oldenburg – bis er 1937 an Preußen überging.

Der Zweite Weltkrieg forderte auch in Buhlenberg Opfer: Viele Männer zogen in den Krieg, zahlreiche kehrten nicht zurück. Zerstörungen blieben aus, doch 1945 marschierten amerikanische Truppen ins Dorf ein. Danach: französische Besatzungszone, und ab 1946 war Buhlenberg Teil des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz – zum ersten Mal eine dauerhafte Zugehörigkeit.


Steinbrüche, Straßen, Strukturwandel

Bis in die 1980er Jahre lebte Buhlenberg von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und dem Basaltsteinbruch im Süden des Ortes. Der Steinbruch wurde später stillgelegt, die Landwirtschaft rationalisiert – der Wandel zur Pendlergemeinde begann.

Heute pendeln viele Einwohner zur Arbeit nach Birkenfeld, Idar-Oberstein oder darüber hinaus. Die Bundesstraße 269 und die Autobahn A62 sorgen für gute Anbindung – und haben Buhlenberg als Wohnort attraktiv gemacht. Die Einwohnerzahl stieg nach dem Krieg auf über 500 – aktuell liegt sie bei rund 460.


Vereine, Kultur – und ein Dorf mit Herz

Was Buhlenberg heute besonders macht, ist nicht nur die Lage oder die Geschichte – es sind die Menschen. Hier wird nicht gejammert, hier wird gemacht. Und das zeigt sich besonders im Vereinsleben, das weit über das Übliche hinausgeht.

Allen voran: Die Karnevalsgesellschaft „Narrhalla“ Buhlenberg. Gegründet 1955, mit rund 200 Mitgliedern, bringt sie seit Jahrzehnten Frohsinn und Farbe in die Region – eine echte Institution im Hunsrücker Fastnachtskalender.

Doch das ist erst der Anfang. Denn Buhlenberg hat heute auch einen aktiven Kulturverein, der mittlerweile Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2025 ist. Ein kleines Dorf, das Kultur groß denkt – Lesungen, Konzerte, Kleinkunst. Hier ist Bühne, wo andere nur Fläche sehen.

Auch der Sportverein trägt seinen Teil zur Gemeinschaft bei – ob Jugendförderung, Breitensport oder Dorffeste. Die Vereine sind das Rückgrat der Dorfgemeinschaft – ohne sie kein Miteinander, keine Feste, keine lebendige Identität.

Zwei historische Hunsrücker Quereinhäuser stehen unter Denkmalschutz, ebenso wie die ehemalige Dorfschule von 1913, die heute als Gemeinschaftshaus dient. Geschichte wird bewahrt – aber sie steht nicht still.


Gelebtes Ehrenamt – der wahre Reichtum von Buhlenberg

Was Buhlenberg ausmacht, ist mehr als schöne Natur und historische Substanz. Es ist das, was andernorts Mangelware geworden ist: bürgerschaftliches Engagement. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gäbe es weder Fastnacht noch Kultursommer, weder Vereinsleben noch Zusammenhalt.

In Buhlenberg ist Ehrenamt keine Pflicht, sondern Haltung. Die Menschen übernehmen Verantwortung – im Verein, bei der Feuerwehr, im Gemeinderat oder beim Aufbau der nächsten Veranstaltung. Hier wird gestaltet statt gewartet. Und das ist in der Verbandsgemeinde Birkenfeld keineswegs selbstverständlich – Buhlenberg ist ein echtes Vorzeigedorf, wenn es um Eigeninitiative geht.

Die Strukturen, die andernorts bröckeln, sind hier intakt – weil sie gelebt werden. Vereinsarbeit ist kein nostalgischer Luxus, sondern Fundament der Dorfgemeinschaft. Und das zeigt Wirkung: Neue Ideen entstehen, Projekte werden realisiert, Gemeinschaft wächst.


Natur trifft Lebensqualität

Mit der Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald im Jahr 2015 wurde Buhlenberg offiziell zur Nationalparkgemeinde. Das ist nicht nur ein Label, sondern gelebte Realität: Wandern, Radfahren, Naturerleben – die Verbindung von Kultur und Landschaft prägt den Ort wie kaum einen zweiten.

Hier trifft Tradition auf Moderne, Kulturerbe auf Zukunftsdenken. Ob jung oder alt, alteingesessen oder zugezogen – in Buhlenberg findet jeder seinen Platz. Nicht weil es muss, sondern weil es funktioniert.


Fazit: Ein Dorf mit Geschichte – und Haltung

Buhlenberg ist kein Museum. Es ist ein Ort, der lebt, denkt, handelt. Von der keltischen Befestigung bis zum Kultursommer, von Leinenwebern bis Kulturvereinen – hier reiht sich Geschichte an Gegenwart und Zukunft.

Wer wissen will, wie ein Dorf seine Identität bewahrt und gleichzeitig neue Wege geht, sollte nach Buhlenberg schauen. Denn hier zeigt sich: Gemeinschaft ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Engagement. Und das macht Buhlenberg – ganz ohne Übertreibung – zu einem echten Juwel in der Verbandsgemeinde Birkenfeld.

Wolfgang Herfurth

Nach oben scrollen