
Zwischen Punkrock und Pfälzer Löwen – das wahre Herz von Gimbweiler
Gimbweiler. Ein Name, der klingt wie ein Lied aus alten Zeiten. Und doch ist es ein Ort, der lebt – voller Geschichten, voller Charakter, voller Stolz. Eingebettet im Hunsrück, direkt an der Grenze zum Saarland, steht diese kleine Gemeinde im Landkreis Birkenfeld wie ein Fels in der Zeit. Mitten im Grünen, am plätschernden Mörschbach, wo sich Natur und Geschichte die Hand geben.
Ein Dorf mit Wurzeln – tiefer als der Wald drumherum
Manchmal muss man in der Vergangenheit graben, um zu verstehen, was einen Ort stark macht. In Gimbweiler reicht die Geschichte tief. Sehr tief. Zwar fehlen archäologische Funde, aber wer einmal durch die Wälder nördlich des Orts streift, spürt sie – die Reste des untergegangenen Weilers Frudesweiler. Und wer in alten Urkunden blättert, liest Namen wie Gumbweiler (1397), Gompwiler (1480) oder Gympwiler – Beweise dafür, dass Gimbweiler schon lange mehr ist als nur ein Ortsschild am Straßenrand.
Macht, Märkte und Machtkämpfe
Im Mittelalter lag Gimbweiler nicht nur geographisch im Grenzbereich, sondern auch politisch. Der Ort war Teil des Hochgerichts und der Pfarrei Wolfersweiler – und das hieß: ständiger Machtwechsel. Mal waren es die Bischöfe von Verdun, mal die Grafen von Veldenz, später dann die Herzöge von Zweibrücken, die das Sagen hatten. Und mittendrin versuchten die Herren von Oberstein, ihren Einfluss auszubauen – mit wenig Erfolg. Denn eines stand fest: Gimbweiler blieb unter der Herrschaft Zweibrückens. Stolz, unbeugsam, standfest – so wie die Menschen, die hier lebten.
Grenzlage mit Folgen – Gimbweiler gegen den Rest der Welt
Wer heute nach Gimbweiler fährt, denkt kaum darüber nach, wie es ist, an einer Grenze zu leben. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947, war genau das Realität: Während rundherum Gemeinden dem neuen Saarland zugeordnet wurden, blieb Gimbweiler bei Rheinland-Pfalz – und wurde damit zum Grenzort. Klingt unspektakulär? War es aber nicht. Plötzlich wurden selbst einfache Dinge wie der Kirchgang oder Schulbesuch zu logistischen Herausforderungen. Der Weg ins benachbarte Wolfersweiler? Verlegt – durch neue politische Linien. Aber Gimbweiler hielt zusammen. Und überwand auch diese Hürde.
Mehr als Zahlen – ein Dorf lebt
Ein Blick auf die Einwohnerzahlen zeigt: Gimbweiler hat Höhen und Tiefen erlebt – wie jeder gute Charakter. 1815 lebten hier gerade einmal 130 Menschen. 1961 war’s dann ein echtes Hoch: 518 Gimbweilerinnen und Gimbweilerer nannten den Ort ihr Zuhause. Heute, zum Stichtag 31. Dezember 2023, sind es 408. Klar, die große Landflucht ging nicht spurlos vorbei – aber Gimbweiler bleibt. Lebendig. Beständig. Und vor allem: echt.
Ein Wappen mit Haltung
Wer sagt, dass nur große Städte stolze Wappen tragen dürfen? Gimbweiler hat eines – und was für eins. Genehmigt 1965, zeigt es oben fünf grüne Bäume auf goldenem Grund. Nicht nur hübsch, sondern bedeutungsvoll: Sie stehen für die unter Naturschutz stehenden Buchenwälder der Region. Darunter ein goldener Löwe mit roter Zunge auf schwarzem Grund – das Erbe des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Ein Zeichen, das sagt: Hier herrscht Stolz. Und Geschichte.
Vom Acker zur Autobahn – die neue Ära
Noch bis in die 1960er war Gimbweiler geprägt von der Landwirtschaft. Kühe, Felder, Traktoren – das klassische Bild. Doch Zeiten ändern sich. Heute liegt das Dorf strategisch gut:
- Bundesstraßen 41 und 269 bringen Gimbweiler schnell nach Mainz, Saarbrücken oder Bernkastel-Kues.
- Die A62 verbindet mit Trier und Kaiserslautern.
- Und am Bahnhof Neubrücke (Nahe) geht’s per Bahn nach Frankfurt in unter zwei Stunden – in die große weite Welt, aber eben auch immer wieder nach Hause.
Punkrock, Freundschaft und ein Gefühl, das bleibt
Und dann gibt es diese Geschichten, die man nicht auf Wikipedia findet – die, die im Herzen geschrieben stehen. Eine davon ist meine eigene. Ich bin hier in der Verbandsgemeinde Birkenfeld aufgewachsen. In meiner Jugend verband mich eine enge Freundschaft mit einem jungen Mann aus Gimbweiler – oder wie man liebevoll sagt: Gimbalder. Die Wege kreuzten sich oft. Viele Besuche, viele Gespräche, viele Erinnerungen.
Und doch war da immer dieses besondere Gefühl, kaum zu beschreiben. Jedes Mal, wenn es nach Gimbalder ging, war es da – eine Mischung aus Ankommen, Ehrfurcht und vielleicht auch einem Hauch Vergangenheit, der durch die Straßen wehte. Es hatte etwas mit der Geschichte zu tun. Mit dem Ort. Mit seiner Aura.
Und diese Verbindung ist nie ganz abgerissen. Im Gegenteil: Heute bringe ich regelmäßig unsere Hunde zur Hundepension von Simone Simon in Gimbweiler – seit über zehn Jahren. Eine Hundepension, wie man sie braucht. Zuverlässig, herzlich, bodenständig. Eben typisch Gimbweiler.
Wenn Punk auf Dorf trifft – Pascow und der Sound von Gimbweiler
Als wäre das alles nicht schon besonders genug, setzt Gimbweiler noch einen drauf: Punkrock made in Hochwald. Die Band Pascow, 1998 gegründet, hat ihre Wurzeln teilweise hier. Und ihr Song „Das ist Gimbweiler und nicht L.A.“ ist nicht nur ein Statement, sondern ein Manifest. Gegen Beliebigkeit. Für Identität. Für eine Heimat, die Haltung hat.
Ein Fazit, das kein Fazit sein will
Gimbweiler ist kein Museum. Kein verstaubter Ort aus dem Geschichtsbuch. Gimbweiler lebt – zwischen Natur und Nachbarschaft, zwischen Tradition und Zukunft. Die Gemeinde steht für das, was viele Orte verloren haben: eine Seele. Hier ist man nicht nur „irgendwo“, sondern mittendrin. In der Geschichte, in der Heimat, im Jetzt.
Zwischen Punkrock und Pfälzer Löwen schlägt das Herz von Gimbweiler – laut, stolz und unbeirrbar.
Verfasst von Wolfgang Herfurth
Ein Kind der Region – mit Herz in der Hand und Gimbalder im Kopf.