Uff die Bach und mitten ins Herz – Ein Dorf zwischen Wald, Wappen und Wunder“

Einleitung: Wenn ein Ort zur Heimat wird
Es gibt Orte, die sind klein – aber groß im Gefühl. Orte, die auf der Landkarte kaum auffallen, aber in den Herzen ganz oben stehen. Niederhambach ist so ein Ort. Gelegen im Hunsrück, im Landkreis Birkenfeld, erstreckt sich dieses 320-Seelen-Dorf entlang des plätschernden Hambachs. Die Redensart „lang wie Hambach“ beschreibt nicht nur die 2,3 Kilometer lange Ortslage, sondern auch die Vielfalt, die sich hinter dem Namen verbirgt. Drei Ortsteile – Burbach, Böschweiler und Heupweiler – verschmolzen 1933 zu einer Gemeinde, die mehr ist als die Summe ihrer Teile.
Hier lebt man nicht neben-, sondern miteinander. Man sagt nicht „nach Niederhambach fahren“, sondern „uff die Bach gehen“. Und wer dort ankommt, spürt es sofort: Hier ist Heimat.
Geografie und Struktur: Idyllisch, verwurzelt, lebendig
Niederhambach gehört zur Verbandsgemeinde Birkenfeld in Rheinland-Pfalz. Mit 977 Hektar Fläche, davon fast die Hälfte bewaldet, gehört es trotz geringer Einwohnerzahl zu den flächenmäßig größten Gemeinden der Umgebung.
Das klassische Straßendorf zieht sich entlang des Hambachs, von Burbach im Süden über Böschweiler bis Heupweiler im Norden. Diese geografische Länge ist Symbol für die Tiefe an Geschichten, die dieser Ort zu erzählen hat.
Geschichte: Von Römern, Grafen und Fusionen
Antike Spuren
Die ältesten Zeugnisse menschlicher Besiedlung sind bronzezeitliche Grabhügel wie der Geiershübel und Heiligenhübel bei Heupweiler. Besonders stolz ist man auf die römischen Sandsteinlöwen, die in der Flur „Beel“ gefunden wurden. Sie stammen von einem Grabmal aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. und stehen heute symbolträchtig im Gemeindewappen.
Mittelalter und Sponheimer Zeit
Die erste urkundliche Erwähnung findet Burbach im Jahr 1338, als Graf Johann III. von Sponheim seinen Besitz an Erzbischof Balduin von Trier verlieh. Böschweiler und Heupweiler tauchen 1438 im Sponheimer Gültbuch auf. Alle drei gehörten zur Hinteren Grafschaft Sponheim (Amt Birkenfeld). Nach dem Aussterben der Grafen kam das Gebiet unter die Herrschaft von Baden und der Pfalz, bis es 1794 von französischen Truppen besetzt wurde.
Französische und oldenburgische Verwaltung
Von 1798 bis 1814 waren die Dörfer Teil der Mairie Leisel im Saardepartement. Ab 1817 wurden sie Bestandteil des Fürstentums Birkenfeld, einer oldenburgischen Exklave. In dieser Zeit entwickelten sich erste moderne Strukturen: Eine Lohmühle unterhalb Heupweilers, eine Ledergerberei in Böschweiler, der Salingshof in Burbach.
Gemeindezusammenlegung und NS-Zeit
Am 1. Oktober 1933 wurden Burbach, Böschweiler und Heupweiler per Gesetz zu einer Gemeinde zusammengeführt: Niederhambach war geboren. Kurz darauf, 1936, entstand die Burbacher Siedlung mit drei neuen Bauernhöfen. 1937 wurde Niederhambach Teil der preußischen Rheinprovinz. Eine begonnene Flurbereinigung wurde kriegsbedingt erst 1955 abgeschlossen.
Peter Schwarzbach: 15 Jahre Engagement mit Haltung
Engagement mit Haltung: Ortsbürgermeister Peter Schwarzbach (2009–2024)
Von 2009 bis 2024 prägte Peter Schwarzbach als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister das Gemeindeleben Niederhambachs maßgeblich. Seine erste Wahl gewann er mit 64 % der Stimmen – und auch 2019 sprach ihm die Bürgerschaft erneut ihr Vertrauen aus.
Schwarzbach war ein Bürgermeister mit klarem Kompass und geradem Rücken. Entscheidungen traf er nicht nach Popularität, sondern aus Verantwortung. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Maßnahmen angestoßen – von Infrastrukturprojekten bis zur Unterstützung des Vereinslebens und der Pflege des Ortsbildes.
2020 wurde er als Ersatzkandidat für die Landtagswahl im Wahlkreis Birkenfeld nominiert – ein Zeichen seiner regionalen Anerkennung.
Im Mai 2024 wurde ihm für seine Verdienste durch VG-Bürgermeister Dr. Bernhard Alscher die Silberne Verdienstplakette der Verbandsgemeinde Birkenfeld verliehen. Seine offizielle Verabschiedung erfolgte am 24. Juli 2024 im Rahmen der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats. Dabei würdigten Michel Grandmaire und Bernd Jaekel, sein Nachfolger, seinen Einsatz in persönlichen Reden. Als Dank überreichten ihm Gemeinderat und Beigeordnete ein individuell gestaltetes Fotobuch – ein Symbol für 15 Jahre mit Haltung und Herz.
Eine besondere Verbindung bestand zum Autor dieses Artikels, Wolfgang Herfurth – geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, entstanden aus der Zusammenarbeit im kommunalpolitischen Umfeld. Heute steht Schwarzbach vor einem neuen Lebensabschnitt: Der Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern ist geplant. Niederhambach verlässt er – aber nicht das Herz seiner Geschichte.
Neuer Bürgermeister: Bernd Jaekel bringt frischen Wind
Im Juni 2024 wurde Bernd Jaekel mit 78,6 % der Stimmen zum neuen Ortsbürgermeister gewählt. Seine Agenda: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Jaekel steht für Bürgernähe und möchte Bewährtes bewahren, aber neue Impulse setzen.
Ein Generationswechsel mit klarer Botschaft: Zukunft gestalten, ohne Wurzeln zu kappen.
Ortsteile: Burbach, Böschweiler und Heupweiler
Burbach
Am unteren Hambach gelegen, historisch bedeutend. Früher kirchlicher Besitz, heute geprägt von liebevoll restaurierten Bauernhöfen, einer Naturdenkmal-Linde und dem alten Dreschplatz, auf dem die Dreschplatzgemeinschaft Burbach traditionelle Erntetechniken präsentiert. Radfahrer freuen sich über den Anschluss an den Nahe-Radweg.
Böschweiler

Zentrum des Dorflebens. Hier steht das Gemeinschaftshaus im alten Schulgebäude – Treffpunkt für Chor, Theater, Gottesdienst und Löwenkirmes. Der Widdemhof („Kloster“) und die Fettigsmühle sind denkmalgeschützt. Die Dorfschule bestand bis 1970, dann wurde sie kulturelles Zentrum.
Heupweiler

Kleinster Ortsteil, aber reich an Geschichte. Hier wurden die römischen Löwen entdeckt. Am Ortsrand befindet sich der Pferdeschutzhof Pura Vida e.V., der misshandelten Pferden eine Heimat bietet.
Vereine & Ehrenamt: Rückgrat der Dorfgemeinschaft
- Sportverein Niederhambach e.V. (1977): Fußball, Sportfest, Herbstmarkt, Jugendfreizeit.
- Gemischter Chor „Die Bachfinken“ (1884): Gesang, Theater, Kinderprojekte.
- Freiwillige Feuerwehr (bis 2018) & Förderverein „Freunde der Feuerwehr“ e.V.
- Dreschplatzgemeinschaft Burbach: Traditionspflege
- SPD-Ortsverein Niederhambach: Kommunalpolitik
- Tierhilfe „Obere Nahe“ e.V. (2007): Tierrettung und Kastrationsaktionen
- Pferdeschutzhof Pura Vida e.V. (2014): Tierschutz und Führungen
- Seniorenkreis, Nordic Walking-Gruppe, Kegelstammtisch
Die Vereinskultur wurde 2019 beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet.
Feste & Traditionen
- Löwenkirmes Böschweiler (seit 1971): Live-Musik, Festumzug, Kerweborsch
- Martinsumzug mit Laternen
- Theater der Bachfinken im Winter – oft vor ausverkauftem Haus
- Sportfest & Herbstmarkt des SV
- Bäcker-, Metzger- und Obstwagen sichern Grundversorgung – ganz wie früher
Sport, Natur & Freizeit
- Nahe-Radweg, Wanderpfade über die Böschweiler Höhe
- Naturerlebnisdorf-Initiative mit Nachbargemeinden
- Sportplatz mit Fußball, Volleyball, Boule
- Ferienfreizeit für Kinder
- Spielplätze in Burbach und Böschweiler
- Schlittenhänge, Jagd, Naturbeobachtung
- Ferienpark Hambachtal in der Nähe
Medien & Dokumentation
- Nahe-Zeitung berichtet regelmäßig
- Tagebuch eines Burbacher Bürgers (1794–1797): Zeitzeugnis
- Bildband (1999) von Heinrich Brucker: 100 Jahre Dorfgeschichte
- Amtsblatt „Birkenfelder Anzeiger“, Gemeinde-Website
- Erwähnung in der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie
- SWR-Reportage zum „Naturerlebnisdorf“
Sehenswürdigkeiten & Besonderheiten
- Römische Löwen (Wahrzeichen & Namensgeber der Kirmes)
- Widdemhof, Fettigsmühle, Bauernhaus Burbach (1767)
- Schneidersfranzenmühle (1725) in Heupweiler
- Naturdenkmal-Linde, Felsformation Beel, alte Eichen & Buchen
- Wanderweg „Auf den Spuren der Römer“
- Reitwege & Ausritte mit dem Pferdeschutzhof
Fazit: Ein Dorf, das mehr ist als ein Ort
Niederhambach steht für Heimat, Herz und Haltung. Für Menschen wie Peter Schwarzbach, die gestalten. Für Feste wie die Löwenkirmes, die verbinden. Für Wälder, Wege, Wappen – und für Geschichten, die bleiben. Wer „uff die Bach“ geht, landet mitten im Hunsrück – und mitten im Herz.
Wolfgang Herfurth – April 2025