Geheimnisse einer 300 Jahre alten Apotheke – Die faszinierende Chronik der Hirsch-Apotheke!

Die Hirsch-Apotheke in Birkenfeld an der Nahe zählt zu den ältesten Apotheken Deutschlands. Seit ihrer Gründung im Jahr 1725 hat sie Kriege, gesellschaftliche Umbrüche und unzählige Generationen von Apothekern überdauert. Doch was steckt hinter den dicken Mauern dieser traditionsreichen Institution? Welche historischen Ereignisse haben ihre Entwicklung geprägt? Und welche besonderen Anekdoten erzählen von der bewegten Geschichte dieser Apotheke?

Dieser Artikel taucht tief in die Vergangenheit ein und enthüllt die spannendsten Geheimnisse aus 300 Jahren Hirsch-Apotheke Birkenfeld.


1725 – Die Geburtsstunde der Hirsch-Apotheke

Alles begann am 27. November 1725: Der Apotheker Johann Ludwig Euler, geboren am 28. Februar 1698 in Pfeffelbach, erhielt von der sponheimischen Regierung das offizielle Privileg, in Birkenfeld eine Apotheke zu eröffnen. Zu dieser Zeit gab es im gesamten Umland keine vergleichbare Einrichtung – Euler hatte also das exklusive Recht, Arzneimittel herzustellen und zu verkaufen.

Die erste Apotheke Birkenfelds befand sich im „Haus Loeblein“, einem historischen Gebäude direkt neben dem heutigen Standort. Von hier aus versorgte Euler die Stadt und die Umgebung mit Medikamenten, oft nach eigener Rezeptur. Jahrzehntelang blieb die Apotheke in Familienbesitz, bis sie nach dem Tod von Johann Ludwig Euler I. im Jahr 1766 an seinen Sohn überging:

Johann Ludwig Euler II., geboren 1733, führte die Apotheke bis zu seinem Tod am 23. Mai 1790 weiter. Da es keinen volljährigen männlichen Nachfolger gab, übernahm sein Schwiegersohn Johann Heinrich Noell das Geschäft.

Fast 100 Jahre lang blieb die Apotheke eine zentrale Anlaufstelle für die medizinische Versorgung der Region. Doch das 19. Jahrhundert brachte große Veränderungen mit sich.


Vom Haus Loeblein zur heutigen Hirsch-Apotheke – Ein Standort mit Geschichte

Im Jahr 1831 verlegte man die Apotheke an ihren heutigen Standort in der Unteren Hauptstraße. Das neue Apothekenhaus, ein Quereinhaus mit Fachwerk-Elementen aus dem frühen 19. Jahrhundert, wurde schnell zu einer Institution in Birkenfeld.

Die folgenden Jahrzehnte waren von mehreren Besitzerwechseln geprägt. Zu den nachweislichen Inhabern in dieser turbulenten Zeit zählten:

  • Johann Heinrich Noell
  • Johann Adam Becker
  • Carl Heinrich Hohle
  • Eduard August Gleimann

Eine besondere Verbindung zur Familie Herfurth

Eduard August Gleimann, einer der späteren Inhaber der Hirsch-Apotheke, spielte nicht nur in der Apothekengeschichte eine Rolle, sondern hat auch eine direkte Verbindung zu meiner eigenen Familiengeschichte: Seine Tochter Mathilde Gleimann heiratete den Gymnasiallehrer Adolf Herfurth, der von 1873 bis 1912 Lehrer am Gymnasium in Birkenfeld war. Damit ist meine Urgroßmutter eng mit der Geschichte dieser Apotheke verbunden – und nun darf ich, Wolfgang Herfurth, diesen Blogbeitrag über eine der traditionsreichsten Apotheken Deutschlands veröffentlichen.

Trotz der wechselnden Eigentümer blieb die Apotheke durchgehend in Betrieb – ein Beweis für ihre Bedeutung in der Region.

Ein Meilenstein der Apothekengeschichte war das Jahr 1887, als der Apotheker Rudolf Haag das Geschäft übernahm. Und mit ihm kam eine entscheidende Veränderung:


Warum heißt sie „Hirsch-Apotheke“? Die Jagdleidenschaft eines Apothekers

Rudolf Haag war nicht nur Apotheker, sondern auch ein leidenschaftlicher Jäger. In Anlehnung an sein Hobby – und den Hirsch als Wappentier vieler Jäger – entschied er sich, die Apotheke in „Hirsch-Apotheke“ umzubenennen.

Dieser Name setzte sich durch und blieb bis heute bestehen. Damit wurde 1887 ein Markenzeichen geschaffen, das in Birkenfeld bis heute bekannt ist.

Rudolf Haag war es auch, der als einer der ersten Apotheker Frauen in die Ausbildung einbezog – darunter seine eigene Tochter Emmy Haag, die 1907 als Lehrling begann. Sie war eine der frühen Frauen in der Apothekenausbildung und prägte die Zukunft des Betriebs.


Die Hirsch-Apotheke im 20. Jahrhundert – Weltkriege und Wandel

Nach dem Tod von Rudolf Haag im Jahr 1911 übernahm zunächst seine Tochter Emmy Haag, die 1913 den Apotheker Oskar Fetz heiratete. Doch Oskar starb früh, und so wurde die Apotheke an Heinrich Stoltz verpachtet, der sie durch die schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs führte.

Ein einschneidendes bauliches Ereignis folgte 1956: Die Verkaufsräume wurden vom ersten Stock ins Erdgeschoss verlegt. Bis dahin mussten Kunden eine Treppe hinaufsteigen – ein Umstand, der nicht mehr zeitgemäß war. Heute befindet sich die Offizin (Verkaufsraum) im früheren Kellerbereich des Gebäudes.

1970 kehrte die Apotheke in Familienhand zurück: Elfriede Pauli, die Enkelin von Emmy Haag, wurde neue Inhaberin. Sie leitete das Geschäft über 30 Jahre lang, bevor sie es 2001 an Hiltrud Eifler verkaufte.


Von der Tradition zur Moderne – Die Hirsch-Apotheke heute

Seit 2018 steht die Hirsch-Apotheke unter der Leitung von Achim Nauert, einem gebürtigen Birkenfelder. Nauert, Sohn des ehemaligen Stadtbürgermeisters Peter Nauert, verbindet heute moderne Apothekenservices mit der langen Tradition des Hauses.

Heute beschäftigt die Hirsch-Apotheke 24 Mitarbeiter und bietet neben dem klassischen Arzneimittelverkauf auch digitale Services, eine Apotheken-App und einen Hauslieferdienst.

Ein besonderes Wahrzeichen bleibt die 300-jährige Geschichte des Hauses, die noch heute in den alten Dokumenten und Geschichten rund um die Apotheke lebendig ist.


300 Jahre Hirsch-Apotheke – Das große Jubiläum 2025

Im Jahr 2025 feiert die Hirsch-Apotheke ihr 300-jähriges Bestehen – ein Ereignis, das in der Stadt mit besonderen Feierlichkeiten begangen wird. Geplant sind unter anderem:

  • Eine historische Ausstellung mit alten Dokumenten und Apothekengegenständen
  • Ein Jubiläumsfest mit Stadtvertretern und Gästen
  • Besondere Kundenaktionen wie Rabattaktionen und Gewinnspiele
  • Eine Festschrift zur Apothekengeschichte

Fazit: Eine Apotheke mit einzigartiger Geschichte

Drei Jahrhunderte, zahlreiche Besitzerwechsel, Kriegszeiten und gesellschaftlicher Wandel – und doch besteht die Hirsch-Apotheke bis heute. Sie ist mehr als nur ein Apothekenbetrieb: Sie ist ein Stück lebendige Stadtgeschichte.

Und für mich, Wolfgang Herfurth, hat sie noch eine ganz besondere Bedeutung – denn meine eigene Familiengeschichte ist mit ihr verwoben.

Die Hirsch-Apotheke bleibt ein Symbol für Beständigkeit, medizinische Versorgung und regionalen Zusammenhalt. Und während sie 2025 ihr großes Jubiläum feiert, wird eines klar: Ihre Geschichte ist noch lange nicht zu Ende!


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