Von Köhlern, Kommandobunkern und ganz viel Charakter – Börfink schreibt weiter

Börfink, ein kleines Dorf im Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz, mitten im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Was auf der Landkarte unscheinbar wirkt, erzählt bei genauerem Hinsehen eine Geschichte, die irgendwo zwischen Wald, Wasser, NATO-Bunker und Wanderwegen spielt – und dabei nie den eigenen Charakter verliert.

Wer heute über einen Urlaub im Hunsrück nachdenkt, sollte Börfink nicht einfach übersehen – sondern entdecken.

Wie alles begann: Ein Feuer, ein Wald, ein Mann

Die Wurzeln Börfinks reichen zurück in die Zeit der Köhlerei. Der Name Balduin Hartmann ist hier mehr als nur eine historische Fußnote. Seine kleine Hütte, das Balduinshäuschen, gilt als Ursprung der heutigen Nationalparkgemeinde Börfink.
Die Menschen, die hier lebten – und leben – taten das nie aus Bequemlichkeit. Sondern aus Überzeugung.

Geschichte Börfink? Sie beginnt nicht mit Schlössern, sondern mit Schweiß, Waldarbeit und dem festen Glauben, dass man auch mit wenig etwas Wertvolles schaffen kann.

Wasser und Wald: Die Wirtschaft der Vergangenheit

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Börfink geprägt von der Wasserkraft der Traun. Der klare Mittelgebirgsbach diente als Antrieb für Sägewerke und Mühlen. Ein besonders bekanntes Beispiel: das Sägewerk Thranenweier, erbaut 1710, nach einem Brand wieder aufgebaut, bis 1742 in Betrieb.

Noch heute kann man die Überreste des damaligen Staudamms im Wiesengelände entdecken – ein echtes Zeitzeugnis der ländlichen Industriegeschichte im Hunsrück.

Ein weiteres Highlight ist die Alte Mühle von Börfink, ein Quereinhaus von 1865. Einst eine Vollkornmühle – heute ein beliebter Landgasthof im Hunsrück, in dem regionale Küche mit Geschichte serviert wird.

Kaltes Herz aus Beton: Der Bunker Börfink

Ein außergewöhnliches Kapitel der jüngeren Geschichte Börfinks ist der sogenannte Bunker Erwin – offiziell der Kommandobunker Börfink. Ab 1960 gebaut, diente er der NATO während des Kalten Krieges als geheime Luftüberwachungszentrale.

Mit bis zu 750 Soldaten besetzt, war der unterirdische Komplex eines der bestgeschützten Militärgebäude der Bundesrepublik.

Heute ist das Gelände zivil genutzt: Ein IT-Dienstleister betreibt dort ein Rechenzentrum, Teile der oberirdischen Gebäude gehören inzwischen zur Verwaltung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.

Für Interessierte an Lost Places, Militärgeschichte und Hidden Places im Hunsrück ist der ehemalige Bunker ein faszinierender Punkt auf der Landkarte.

Wandern in Börfink: Natur zum Einatmen

Als Nationalparkgemeinde ist Börfink heute ein echtes Paradies für Naturfreunde. Besonders beliebt ist die rund 9 Kilometer lange Traumschleife „Börfinker Ochsentour“. Sie führt durch das mystische Moorgebiet Ochsenbruch, vorbei an Wollgraswiesen und seltenen Pflanzenarten.

Wer Wandern im Hunsrück sucht, wird hier fündig – und mehr: Unberührte Natur, Ruhe und Weitblick, wie man sie kaum noch findet.

Für Familien, Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität bietet Börfink zudem die barrierefreie Nationalpark-Inseltour im Ortsteil Thranenweier. Auf 1,6 Kilometern erlebt man hautnah, wie Artenvielfalt funktioniert – und warum der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ein echtes Naturjuwel ist.

Ein Dorf mit Rückgrat – früher wie heute

Trotz seiner geringen Größe zeigt Börfink, wie viel Identität, Geschichte und Zukunft in einem Ort stecken können. Ob nachhaltiger Tourismus, Regionalküche, oder digitale Infrastruktur im ländlichen Raum – Börfink denkt mit.

Der Ort entwickelt sich weiter, bleibt aber verwurzelt in seinen Traditionen. Genau das macht ihn stark.


Börfink – authentisch, entschleunigt und voller Charakter.
Ein Ort, der nicht laut sein muss, um Eindruck zu hinterlassen.

Für alle, die auf der Suche nach echter Heimat, gelebter Geschichte und tiefer Naturverbundenheit sind, ist Börfink nicht nur ein Reiseziel – sondern ein Gefühl.

Wolfgang Herfurth – März 2025

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