Mit Eiche, Eisenbahn und Ehrenamt: Was Dambach zur Herzensheimat macht

Ein Dorf mit Charakter, Herz und jahrhundertealter Geschichte. Dambach im Landkreis Birkenfeld ist klein, doch seine Vergangenheit hat Tiefe – und seine Zukunft Haltung.


Wo der Hunsrück ins Erzählen kommt

Dambach liegt, unscheinbar auf den ersten Blick, im sanften Tal der Traun, umgeben von Wiesen, Wäldern und den stillen Erhebungen des Schwarzwälder Hochwalds. Kaum mehr als drei Quadratkilometer Fläche, rund 425 Meter hoch gelegen – und doch ist dieser Ort ein Mikrokosmos der deutschen Regionalgeschichte.

Nur drei Kilometer von der Kreisstadt Birkenfeld entfernt, erzählt Dambach die Geschichte eines Dorfes, das Kriege, Pest, Herrschaftswechsel und wirtschaftliche Durststrecken überstanden hat. Und dennoch – oder gerade deshalb – heute so lebendig ist wie eh und je.


Ein Dorf mit Wurzeln tief im Mittelalter

Zum ersten Mal tritt Dambach in den Geschichtsbüchern auf, als der Nachbarort Achtelsbach im Jahr 1315 zum Verwaltungssitz einer sogenannten Pflege wird – einem frühen Verwaltungsbezirk, zu dem auch Dambach gehörte. Bereits 1324 taucht ein gewisser „Johann von Dambach“ als Bürge in einer Urkunde auf – kein Romanheld, aber ein Beleg für die Existenz dieses Ortes vor über 700 Jahren.

Es sind Namen wie Vögte von Hunolstein, Erzstift Trier oder Herzog von Pfalz-Zweibrücken, die diese frühe Zeit prägten. Adelsgeschlechter, deren Wappen heute noch im Ortswappen Dambachs weiterleben: Goldener Schild, rote Balken, rote Würfel – einst das Zeichen der Hunolsteiner, heute ein stolzer Teil der Identität.


Zwischen Pest und Pulverrauch

Die Jahrhunderte gingen nicht spurlos an Dambach vorbei. Im 17. Jahrhundert raffte die Pest gleich 86 Menschen in der Region dahin – allein in Brücken, Buhlenberg und eben Dambach. Dann der Dreißigjährige Krieg: Verwüstete Höfe, leere Felder, schwindende Einwohnerzahlen. Und doch – das Dorf hielt durch. Im 18. Jahrhundert kehrte langsam Frieden ein. Rund 20 Familien lebten hier um 1790 – etwa 100 Menschen. Genug, um ein Dorfleben zu formen, das noch heute nachklingt.


Von Frankreich nach Oldenburg – und zurück

1794 marschieren französische Truppen ein. Napoleon bringt neue Verwaltung, neues Recht, neue Strukturen. Dambach wird Teil des Saardépartements, untergeordnet der Mairie Achtelsbach.

Nach Napoleons Sturz folgt ein politisches Kuriosum: Dambach wird 1817 ein Teil des Großherzogtums Oldenburg – eine Exklave mitten im Hunsrück. Die Eisenbahn wird gebaut, das Dorf bleibt klein, aber angebunden. Erst 1937 wird die oldenburgische Insel aufgelöst und Dambach preußisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg dann Rheinland-Pfalz.

Viele Fahnen, ein Ort. Und ein Zusammenhalt, der jede neue Epoche überdauerte.


Die Brandmühle und der Klang der Achatschleiferei

Dambachs wirtschaftliches Herz war nie groß, aber es schlug beständig. Die Landwirtschaft – karg. Die Möglichkeiten – begrenzt. Viele wanderten im 19. Jahrhundert aus. Wer blieb, musste kreativ sein.

Ein Beispiel: Die Brandmühle am Traunbach. Eine ehemalige Wassermühle, später umgenutzt zur Achatschleiferei – ein echtes Stück Hunsrücker Edelsteinkultur mitten in Dambach. Heute steht sie nicht mehr, doch ihr Erbe lebt weiter – im Wappen mit dem Wasserrad und dem blauen Wellenbalken.


Eichenstark: Natur und Geschichte greifen ineinander

Südlich des Ortes steht sie noch immer: die uralte Dambacher Eiche. Um 1600 soll sie gekeimt sein – ein Zeitzeuge in Rinde, ein Denkmal ohne Inschrift. Wer unter ihr steht, spürt mehr als nur Schatten. Man spürt Geschichte.


Stolz im Takt der Kirmes und der Trommelwirbel beim Voltigieren

Dambach mag klein sein – aber das Herz des Dorfes schlägt kräftig. Jedes Jahr im Juli feiert man die Kirschenkirmes, ein traditionsreiches Fest, das weit über die Dorfgrenzen hinauszieht. Es sind die kleinen Dinge – die Kirschen zur Reifezeit, das Beisammensein, die Musik – die das Dorf lebendig halten.

Und es sind die Vereine:

  • Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Dambach – Rückgrat der Dorfgemeinschaft.
  • Der TuS Ellweiler-Dambach – sportliches Band mit dem Nachbarort, mit Fußball und mehr.
  • Und ein Voltigier-Team, das mit Eleganz und Pferdestärke ein ganz eigenes Glanzlicht setzt.

Ein Haus mit Geschichte, ein Brunnen voller Erinnerungen

Das alte Schulhaus – gebaut 1841, erweitert 1911 – heute ein Denkmal und Treffpunkt. Bis in die 1960er wurden hier Kinder unterrichtet, heute versammelt sich hier das Dorf.

Der alte Röhrenbrunnen – typisch für den Hunsrück, aus Sandstein, mit Metalltrog – erinnert an Zeiten, in denen Wasserholen eine Gemeinschaftsaufgabe war.


Blick nach vorn: Sonne auf der Hammelheck

Dambach ruht sich nicht auf alten Geschichten aus. 2022 machte der Gemeinderat den Weg frei für ein Agri-Photovoltaik-Projekt: Sonnenstrom und Landwirtschaft auf derselben Fläche. Tradition und Fortschritt, wie man es besser kaum in Worte fassen kann.


Einwohnerzahlen mit Herzschlag

Zahlen erzählen keine Geschichten? Dambach beweist das Gegenteil:

JahrEinwohner
181596
1835113
1871112
1905137
1939160
1950133
1961123
1970132
1987135
1997146
2005156
2023147

Keine Explosion, kein Schwund – sondern Beständigkeit. Ein Ort, der nicht aus dem Leim geht, sondern aus Überzeugung bleibt.


Fazit: Dambach – Ein kleines Dorf mit großer Seele

Von der Pflege Achtelsbach bis zur Agri-PV-Fläche „Auf der Hammelheck“, vom Wasserrad bis zur Kirschenkirmes – Dambach erzählt keine laute Geschichte, aber eine eindrucksvolle. Hier lebt ein Dorf, das tief verwurzelt ist – in seiner Vergangenheit, seiner Landschaft und seinem Miteinander.

Auch für den Autor dieses Beitrags ist Dambach mehr als nur ein Eintrag im Archiv. Aufgewachsen in der Verbandsgemeinde Birkenfeld, seit jeher mit der Region verbunden, blieb Dambach lange eher ein Name auf der Landkarte – bis die Kamera draufhielt. Ob bei Luftaufnahmen im Rahmen eines Videoprojekts oder als das ZDF wegen der Schließung der örtlichen Feuerwehr über Dambach berichtete: Der Blick auf dieses Dorf veränderte sich.

Was vorher nur ein Ort war, wurde plötzlich ein Gefühl.
Ein Eindruck, der bleibt: Die ruhigen Straßen, die weichen Höhen, das ehrliche Antlitz des Hunsrücks. Dambach ist einfach schön.

Ein Ort, an dem man selten ist – und den man doch nicht vergisst.

Dambach ist kein Ort, durch den man fährt. Es ist einer, an dem man bleibt. Im Kopf. Im Herzen. Oder eben einfach: daheim.


Wolfgang Herfurth – Im April 2025

Nach oben scrollen