Die Geschichte von Birkenfeld (Nahe): Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Frühzeit und erste urkundliche Erwähnung

Die Wurzeln der Stadt Birkenfeld reichen weit zurück. Archäologische Funde belegen bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. eine dichte keltische Besiedlung auf dem heutigen Stadtgebiet. Im 1. Jahrhundert v. Chr. eroberten römische Legionen das Nahe-Gebiet und herrschten rund 400 Jahre lang; bis heute finden sich Spuren dieser Epoche in Birkenfelds Umgebung. Eine römische Straße – die sogenannte „Bronzestraße“ – führte unweit der heutigen Stadt vorbei und verband als Querverbindung bedeutende Heerstraßen zwischen Trier, Bingen und Mainz. Nachdem die Römer abgezogen waren, ließen sich im Frühmittelalter fränkische Siedler hier nieder. Der Ortsname Birkenfeld ist fränkischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „beim Feld mit den Birken“. Dieser Name deutet darauf hin, dass um 500 n. Chr. an einer mit Birken bewachsenen Stelle eine fränkische Siedlung gegründet wurde.


Erstmals schriftlich erwähnt wird Birkenfeld im Jahr 981: In einer Urkunde des Trierer Bischofs Egbert wird die Ortschaft „Birkinvelt“ genannt. Aus dieser Quelle geht hervor, dass der heilige Liutwin, einst Erzbischof von Trier, die Kirchen in Birkenfeld und dem benachbarten Brombach dem Kloster St. Paulin in Trier geschenkt hatte. Diese Nennung markiert den Beginn der belegten Geschichte Birkenfelds.


Mittelalterliche Entwicklung und Stadtrechtsverleihung

Im Hochmittelalter gehörte die Gegend um Birkenfeld zum Einflussbereich der Grafen von Sponheim. Im 13. Jahrhundert wird eine fränkische Siedlung „Birkinvelt“ als sponheimischer Besitz erwähnt. Nach einer Teilung der Grafschaft Sponheim im Jahr 1223 fiel Birkenfeld an die Hintere Grafschaft Sponheim unter den Grafen der Linie Sponheim-Starkenburg. Um diese Zeit entstand auf einer Anhöhe über dem Ort eine Burganlage: 1293 wird die Burg Birkenfeld erstmals urkundlich genannt. Wahrscheinlich diente diese Burg dem Schutz der Siedlung und der Kontrolle der umliegenden Wege. Kurz darauf, im Jahr 1332, erhielt Birkenfeld durch Kaiser Ludwig den Bayern das Stadtrecht verliehen. Damit einher gingen das Marktrecht und das Recht, Befestigungen zu errichten, was Birkenfeld zu einer befestigten kleinen Stadt machte. Es entstanden Stadtmauern und Türme (Reste sind bis in die Neuzeit erhalten geblieben, etwa am sogenannten Dicken Turm). Die junge Stadt entwickelte sich im Schutz der Burg und der Mauern als lokales Zentrum.


Politisch erlebte Birkenfeld im Spätmittelalter wechselvolle Zeiten. Nach dem Tod des letzten Sponheimer Grafen im Jahr 1437 fiel die Hintere Grafschaft Sponheim – und mit ihr Birkenfeld – an zwei Erben: die Markgrafen von Baden und die Grafen von Veldenz. In der Praxis wurde das Territorium fortan gemeinschaftlich verwaltet. Birkenfeld geriet damit in ein Spannungsfeld zwischen diesen Herrschaftshäusern. Im 15. und 16. Jahrhundert blieb der Ort zwar klein, gewann aber an strategischer Bedeutung als Verwaltungssitz in der Region.


Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld und badische Herrschaft

Einen wichtigen Einschnitt erlebte Birkenfeld 1584: In diesem Jahr zog Pfalzgraf Karl I. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, ein Fürst aus dem Hause Wittelsbach, in Birkenfeld ein und errichtete hier seine Residenz. Unter seiner Herrschaft wurde die mittelalterliche Burg zu einem repräsentativen Renaissanceschloss ausgebaut. Birkenfeld wurde damit zum Zentrum der kleinen Nebenlinie Pfalz-Birkenfeld. Diese wittelsbachische Seitenlinie hatte insofern große historische Bedeutung, als dass sie der Stammzweig der späteren bayerischen Könige werden sollte – ein Umstand, der Birkenfeld den Beinamen „Ursprung des Bayerischen Königshauses“ eintrug. Tatsächlich stammte der 1806 gekrönte erste bayerische König Maximilian I. Joseph aus der Familienlinie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.


Die Blütezeit unter Karl I. wurde jedoch von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges überschattet. Im Jahr 1635 erreichten die Kriegshandlungen Birkenfeld unmittelbar – die Stadt wurde zum Kriegsschauplatz und erlitt Zerstörungen. Im selben Jahr wütete auch die Pest in Birkenfeld, der 416 Menschen zum Opfer fielen – ein verheerender Verlust vor dem Hintergrund der kleinen Bevölkerungszahl jener Zeit. Nach dem Krieg erholte sich Birkenfeld nur langsam. Die Wittelsbacher Fürsten verlegten ihre Hauptresidenzen anderswohin, und Birkenfelds Bedeutung nahm zeitweise ab. 1724 (genau 140 Jahre nach Karl I.) wurde die letzte fürstliche Hofhaltung auf Schloss Birkenfeld aufgelöst, womit das Schloss als Residenz aufgegeben wurde.


Im 18. Jahrhundert kam Birkenfeld dann unter stärkeren badischen Einfluss zurück. 1776 bestimmte Markgraf Karl Friedrich von Baden die Stadt zum Sitz eines Oberamtes seiner Markgrafschaft. Birkenfeld erlebte in der Folge einen neuen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Es wurden Verwaltungsgebäude errichtet, Handel und Handwerk florierten. 1779 gründete man in Birkenfeld die erste höhere Schule der Region, was die wachsende Bedeutung der Stadt als Bildungsstandort unterstreicht.


Französische Revolution und Napoleonische Ära

Die friedliche Phase endete mit den Erschütterungen der Französischen Revolution. 1792 marschierten französische Revolutionstruppen erstmals in die linken Rheinlande ein, und wenige Jahre später geriet auch Birkenfeld unter französische Kontrolle. Nach dem Sieg Frankreichs über die deutschen Fürsten wurde das linksrheinische Gebiet – einschließlich Birkenfeld – 1797 annektiert und in das französische Staatsgebiet eingegliedert. Von 1798 bis 1814 gehörte Birkenfeld zum französischen Departement de la Sarre (Saardepartement) und war Hauptort eines Kantons. In dieser Zeit galten französische Gesetze (der Code Napoléon), und Verwaltung sowie Justiz wurden nach französischem Vorbild organisiert. Für die Birkenfelder bedeutete dies einerseits Modernisierung – z. B. die Einführung von Zivilstandsregistern – andererseits aber auch Fremdherrschaft und die Einziehung junger Männer in Napoleons Armeen.


Die französische Zeit hinterließ auch kuriose Geschichten: So machte der berüchtigte Räuber Schinderhannes (Johannes Bückler) im Februar 1797 der Stadt seine Aufwartung. Er brach nachts in die örtliche Tuchfabrik der Gebrüder Stumm ein und erbeutete Ballen hochwertigen Tuchs. Dieses Diebesgut verkaufte er an Hehler weiter, bevor er weiterzog – eine Episode, die Birkenfeld in die Legende des Schinderhannes einband. Unter der französischen Besatzung geriet das einst prachtvolle fürstliche Schloss Birkenfeld übrigens in Verfall. 1807 wurde die Schlossanlage von der napoleonischen Regierung als Nationalgut beschlagnahmt, meistbietend versteigert und in der Folge von privaten Käufern Stein für Stein abgetragen. Von dem einst stolzen Renaissanceschloss blieben nur Ruinen zurück – das erhaltene Torhaus, einige Mauerreste und ein Turmstumpf erinnern bis heute an die „fürstliche Herrlichkeit“, die hier einst stand.


Mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft (Napoleons Niederlage 1814) wurde Birkenfeld frei von französischer Besatzung. Die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress 1815 sollte Birkenfelds Schicksal abermals wenden: Das Gebiet wurde Preußen zugesprochen, doch schon 1817 übereignete Preußen es – gemäß den Kongressbeschlüssen zur Entschädigung – an den Großherzog von Oldenburg. Damit begann ein völlig neues Kapitel für die Stadt.


Das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld (1817–1937)

Im Jahr 1817 wurde Birkenfeld Hauptstadt eines eigenen kleinen Fürstentums unter der Herrschaft des Großherzogtums Oldenburg. Das Fürstentum Birkenfeld war eine linksrheinische Exklave Oldenburgs mit rund 33.000 Einwohnern, zu der neben der Stadt auch das Umland gehörte. Für Birkenfeld bedeutete dies den Aufstieg zum Regierungssitz: Ein vom Großherzog ernannter Regierungspräsident residierte hier und leitete die Verwaltung. Die Oldenburger Zeit brachte der Stadt einen erneuten städtebaulichen Aufschwung. Bereits 1821 ließ die Regierung das sogenannte Neue Schloss errichten – einen klassizistischen Verwaltungsbau, der bis heute erhalten ist und als Sitz der Kreisverwaltung dient. Um das Schloss gruppierten sich weitere repräsentative Bauten des oldenburgischen Regierungsviertels, etwa eine Infanteriekaserne (1841 erbaut), die später als Schule diente. Diese Gebäude prägen bis heute das Stadtbild Birkenfelds im eleganten Klassizismus der Oldenburger Epoche.


Politisch war das Fürstentum Birkenfeld zwar klein, genoss aber innerhalb Oldenburgs einen gewissen Sonderstatus mit eigenem Landesausschuss (Parlament). Die Bevölkerung profitierte von vergleichsweise liberalen Verhältnissen: Nach Unruhen im Revolutionsjahr 1848 erhielt das Fürstentum eine fortschrittliche Verfassung, die sich am französischen Recht orientierte und bürgerliche Freiheiten gewährte. Dennoch gingen die europaweiten Umbrüche nicht spurlos vorüber. Infolge der Novemberrevolution 1918 musste auch der Oldenburger Großherzog abdanken. Das Fürstentum Birkenfeld bestand zwar zunächst als nunmehr oldenburgischer Landesteil Birkenfeld fort, wurde aber von französischen Truppen besetzt, da es Teil der alliierten Rheinland-Besatzung war.


Die französische Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg (1918–1930) brachte Nahrungsknappheit und Spannungen. Im Sommer 1919 unternahmen französisch unterstützte Separatisten sogar den Versuch, Birkenfeld aus Oldenburg herauszulösen: Am 14. Juli 1919 – dem französischen Nationalfeiertag – wurde in Birkenfeld kurzerhand die sogenannte Birkenfelder Republik ausgerufen. Doch dieser Putschversuch scheiterte kläglich. Die Birkenfelder Bevölkerung stand mehrheitlich loyal zu Oldenburg und zwang die Separatisten durch Wahlen und Protest zum Aufgeben. Ähnliches wiederholte sich 1923, als im Zuge der französisch geförderten Rheinischen Republik erneut Separatisten aktiv wurden. Auch diese wurden durch den Widerstand der Einheimischen bald vertrieben. Ab 1930 zogen die Franzosen ab, und Birkenfeld wurde wieder von Oldenburg verwaltet.


Während der Weimarer Republik blieb Birkenfeld ein ruhiger Provinzort, doch politisch erstarkten auch hier die extreme rechte und linke Parteien. Schließlich endete die Oldenburger Ära im Zuge der nationalsozialistischen Neuordnung der Länder: Mit dem 1. April 1937 wurde der Landesteil Birkenfeld aufgehoben und in die preußische Verwaltung eingegliedert. Das Birkenfelder Gebiet wurde mit Teilen des Kreises St. Wendel zu einem neuen preußischen Landkreis Birkenfeld vereinigt. Damit ging nach 120 Jahren die Oldenburger Herrschaft zu Ende – Birkenfeld war nun Teil der preußischen Rheinprovinz.


Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

Die NS-Zeit hinterließ auch in Birkenfeld tiefe Spuren. Bereits Anfang der 1930er-Jahre fand die NSDAP in der Region großen Zulauf. Nach der Machtübernahme 1933 wurden auch in Birkenfeld demokratische Institutionen gleichgeschaltet und politische Gegner verfolgt. Eine Tragödie dieser Jahre war das Schicksal der kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt. Seit dem 19. Jahrhundert lebten jüdische Familien in Birkenfeld, und 1862/63 war in der Schlossallee eine Synagoge erbaut worden. Während der Novemberpogrome 1938 wurde diese Synagoge von den Nationalsozialisten verwüstet; Anfang 1939 riss man das Gebäude ab und errichtete an seiner Stelle ein Forstamt. Damit hörte das jüdische Gemeindeleben in Birkenfeld auf zu existieren. Zum Gedenken an diese Verluste wurde 1988 ein Gedenkstein in der Stadt aufgestellt.


Im Zweiten Weltkrieg hatte Birkenfeld selbst keine strategische Industrie und blieb von größeren Zerstörungen durch Bomben verschont. Allerdings forderte der Krieg auch hier Opfer: Viele Birkenfelder Männer fielen an den Fronten, und gegen Kriegsende zogen Evakuierte aus bombardierten Städten in die Region. Im März 1945 besetzten schließlich amerikanische Truppen kampflos die Stadt. Mit dem Kriegsende endete auch die preußische Verwaltungsepoche.


Nachkriegszeit und moderne Entwicklung

Nach 1945 lag Birkenfeld in der französischen Besatzungszone und wurde Teil des neu gebildeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz (Rheinland-Pfalz entstand 1946). Die Stadt erhielt den Status einer Kreisstadt und blieb Verwaltungszentrum des umliegenden Landkreises. Die Nachkriegszeit war geprägt vom Wiederaufbau und der Integration von Heimatvertriebenen. In Birkenfeld entwickelte sich nun eine moderne Infrastruktur: neue Wohngebiete entstanden, Schulen wurden erweitert und Straßen ausgebaut. Politisch schloss man die Stadt der Verbandsgemeinde Birkenfeld an, blieb aber Verwaltungssitz des Kreises.


Während des Kalten Krieges gewann Birkenfeld unerwartet militärische Bedeutung. In der Nähe, auf dem Gelände des ehemals von den US-Streitkräften betriebenen Lazaretts in Neubrücke, unterhielt die US-Armee ein Militärhospital. Zudem stationierte die Bundeswehr ab 1959 Truppen in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne, wo lange Jahre der Stab der 2. Luftwaffendivision untergebracht war. In Verbindung mit dem nahegelegenen NATO-Bunker bei Börfink war Birkenfeld bis in die 1990er ein wichtiger NATO-Kommunikationsstandort im Hunsrück. Diese militärischen Einrichtungen brachten Arbeitsplätze und internationale Einflüsse in die kleine Stadt. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die Standorte jedoch schrittweise aufgegeben. Die Luftwaffendivision wurde 2002 aufgelöst, und die Kaserne diente zeitweise neuen Zwecken – so wurden dort während der Flüchtlingskrise 2015 über tausend Geflüchtete vorübergehend untergebracht. Ende 2017 stellte die Bundeswehr ihre Nutzung der Liegenschaft schließlich vollständig ein.


Wirtschaftlich vollzog Birkenfeld in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Wandel von einer agrarisch-handwerklich geprägten Kleinstadt zu einem diversifizierten Mittelzentrum. Klassische Industriebetriebe gibt es zwar kaum, doch Dienstleistungen, Verwaltung und Bildung spielen eine umso größere Rolle. Ein Meilenstein war die Gründung des Umwelt-Campus Birkenfeld im Jahr 1996: Auf dem Gelände des ehemaligen US-Lazaretts in der Nachbargemeinde Hoppstädten-Weiersbach entstand ein Hochschulstandort der Hochschule Trier. Dieser Umwelt-Campus Birkenfeld, der nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt liegt, hat der gesamten Region wirtschaftliche und technologische Impulse verliehen. Studierende aus dem In- und Ausland kommen seither in den Landkreis, und neue Arbeitsplätze im Bildungssektor entstanden. Birkenfeld selbst profilierte sich zudem als staatlich anerkannter Erholungsort: Umgeben vom Naturpark Saar-Hunsrück und nah am Nationalpark Hunsrück-Hochwald, setzt die Stadt heute auch auf Tourismus und Naherholung.


Historisches Erbe, Kultur und Persönlichkeiten der Stadt

Trotz aller Wandel ist Birkenfelds reiche Vergangenheit im Stadtbild und Kulturleben präsent. Die Ruine der mittelalterlichen Burg Birkenfeld auf dem Schlossberg ist bis heute ein sichtbares Zeugnis der Geschichte: Vom einstigen Schloss sind das massive Torhaus, Teile der Umfassungsmauer und ein als Aussichtsturm genutzter Mauerrest erhalten. Von hier oben bietet sich ein weiter Blick über die Stadt und den umliegenden Hochwald. Unterhalb der Burgruine erhebt sich das rosafarbene Neue Schloss von 1821, das die klassizistische Regierungsarchitektur der Oldenburger Zeit verkörpert – ein Gebäude, das im Innern teils noch historisch ausgestattet ist und heute als Kreishaus dient. Im ehemaligen Oldenburger Kasernenbau, unweit davon, war ab 1871 Birkenfelds erstes Gymnasium untergebracht. Ebenfalls sehenswert ist die Evangelische Stadtkirche am Kirchplatz: Sie wurde 1751–1756 an der Stelle eines älteren Gotteshauses errichtet und diente lange als Simultankirche für beide Konfessionen. Erst als die Katholiken 1889 ihre neugotische Pfarrkirche St. Jakobus bauten, wurde die Stadtkirche rein evangelisch. Ihre Jugendstil-Chorfenster und die historische Walcker-Orgel zeugen vom Kunstsinn vergangener Generationen.


Birkenfeld verfügt zudem über kulturelle Einrichtungen, die die Geschichte lebendig halten. Allen voran das Landesmuseum Birkenfeld, entstanden aus einem der ältesten Geschichtsvereine Deutschlands (gegründet 1843). Dieses Museum, 1910 im Stil einer römischen Villa errichtet, beherbergt eine beeindruckende Sammlung von der keltischen Ära bis zur Fürstenzeit. Unter dem Motto „2500 Jahre Geschichte unserer Region“ können Besucher hier keltische Funde, römische Artefakte und Erinnerungsstücke aus der Zeit des Fürstentums Birkenfeld bestaunen. Eine Besonderheit ist das angegliederte Archiv und die Fach-Bibliothek für Heimatforscher, die unter anderem Amtsblätter von 1823 bis 1937, historische Karten und Protokollbücher aus früheren Jahrhunderten verwahren. Dieses Archivgut bietet einen Schatz an Quellen für die lokale Geschichte.


Auch das Stadtbild selbst erzählt Geschichte: In der Altstadt findet sich das „Alte Stadthaus“ (Haus Medicus) von 1838, das lange als Bürgermeisterei diente und sorgfältig restauriert wurde. Auf dem Marktplatz erinnert seit 2002 die Bronzeskulptur „Der Schellenmann“ an den früheren städtischen Ausrufer, der mit seiner Schelle Bekanntmachungen verkündete. Überall begegnet man in Birkenfeld solchen großen und kleinen Zeugen der Vergangenheit.


Nicht zuletzt ist Birkenfeld die Heimat oder Wirkungsstätte einiger bemerkenswerter Persönlichkeiten. In der frühen Neuzeit wirkten hier adlige Damen wie Elisabeth von der Pfalz (1540–1594), die als Herzogin von Sachsen eine politische Rolle spielte. Im 19. Jahrhundert wurde Birkenfeld Geburtsort des Malers Carl Ludwig Frommel (1789–1863), der als Landschaftskünstler und Kupferstecher bekannt wurde. Der Naturwissenschaftler August Rippel-Baldes (1888–1970), geboren in Birkenfeld, gilt gar als Wegbereiter der Mikrobiologie. In jüngerer Zeit machten Birkenfelder von sich reden wie der Ökonom Heiner Flassbeck (*1950), einst Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Chefvolkswirt der UNCTAD, oder die Sängerin Nicole (*1964), die 1982 den Eurovision Song Contest mit „Ein bisschen Frieden“ gewann. Sie alle verbindet ihre Schulzeit oder Herkunft in der kleinen Nahe-Stadt. Solche Namen – neben vielen weiteren Politikern, Künstlern und Gelehrten – zeigen, dass Birkenfelds Einfluss über seine Grenzen hinausreicht.


Birkenfeld (Nahe) präsentiert sich heute als lebendige Kleinstadt, die stolz auf ihre lange Geschichte zurückblickt. Von der keltischen Siedlung über mittelalterliche Grafen, fürstliche Residenzen, französische Revolutionswirren bis hin zur modernen Kreisstadt hat Birkenfeld zahlreiche Epochen durchlebt. Jede hat Spuren hinterlassen, die man in Straßen, Gebäuden und Geschichten entdecken kann. Diese einzigartige historische Kontinuität – reich an Höhen und Tiefen – macht Birkenfeld zu einem faszinierenden Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart ineinandergreifen. Die Stadt versteht es, ihr Erbe zu bewahren und zugleich den Blick nach vorn zu richten, sodass die Geschichte Birkenfelds noch lange nicht auserzählt ist.


Quellen und Literatur: Die Darstellung stützt sich auf eine Vielzahl von lokalen und überregionalen Quellen. Besonders hervorzuheben sind die Chronikartikel der Wikipedia, welche die wichtigsten historischen Daten liefern, sowie Veröffentlichungen des Vereins für Heimatkunde Birkenfeld. Digitale Archive wie das Landesmuseum Birkenfeld bieten originale Urkundenabschriften und Amtsprotokolle aus mehreren Jahrhunderten. Zur Vertiefung empfehlen sich Werke wie „Die Birkenfelder Revolution vom Sommer 1919“ von Kurt Hartong, das Einblicke in die Nachkriegswirren gibt, oder die Beiträge im Oldenburger Jahrbuch. Auch zeitgenössische Berichte – etwa zur Zerstörung der Synagoge 1938 – und die Landesbibliographie Rheinland-Pfalz wurden herangezogen. Zusammen vermitteln diese Quellen ein lebendiges Bild der wechselvollen Geschichte der Stadt Birkenfeld (Nahe).


Bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte Birkenfelds

  • Gräfin Loretta von Sponheim (1300–1346): Verteidigte die Grafschaft gegen Erzbischof Balduin von Trier.
  • Pfalzgraf Karl I. von Zweibrücken-Birkenfeld (1560–1600): Machte Birkenfeld zur Residenzstadt.
  • Herzog Georg Wilhelm von Birkenfeld (1591–1669): Vollendete den Schlossausbau.
  • Markgraf Karl Friedrich von Baden (1728–1811): Reformierte die Stadt und schaffte die Leibeigenschaft ab.
  • Johannes „Schinderhannes“ Bückler (1779–1803): Der berühmteste Räuber des Hunsrücks, der auch in Birkenfeld aktiv war.
  • Herzog Maximilian Joseph (1756–1825): Urenkel der Birkenfelder Linie der Wittelsbacher und späterer König von Bayern.

Wolfgang Herfurth – Mai 2025

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