Bildung trifft Natur: Ernst Theilen und der Aufstieg des Umweltcampus Neubrücke
Ernst Theilen – ein Name, der im Landkreis Birkenfeld bis heute mit Respekt ausgesprochen wird. Als Landrat von 1982 bis 1994 formte er eine Region, die damals von industriellem Strukturwandel, Umweltproblemen und Bildungsmangel geprägt war. Doch Theilen sah keine Probleme – er sah Chancen.

Sein größtes Vermächtnis? Der Umweltcampus Neubrücke. Eine Bildungseinrichtung, die bis heute als Leuchtturmprojekt für Nachhaltigkeit, Umweltwissenschaft und soziale Verantwortung gilt. Dieser Artikel blickt zurück auf eine Ära, in der Visionen Realität wurden – und zeigt, wie ein einzelner Mann den Grundstein für ein ganzes Ökosystem aus Bildung, Innovation und Umweltschutz legte.
Ein Landrat mit Plan: Der politische Aufstieg des Ernst Theilen
Als Theilen 1982 ins Amt kam, stand der Landkreis Birkenfeld vor zahlreichen Herausforderungen. Industrieabbrüche, Arbeitslosigkeit und eine geringe Bildungsdurchdringung machten der Region zu schaffen. Der aus der SPD stammende Politiker wollte mehr als verwalten – er wollte gestalten.
Theilen setzte auf zukunftsorientierte Politik, auf den Ausbau von Bildungsstrukturen, grüne Innovationen und die regionale Aufwertung durch nachhaltige Projekte. Die Umweltpolitik, zu dieser Zeit noch eine Randnotiz in vielen Regionen, wurde unter ihm zur Chefsache.
Der Umweltcampus Neubrücke: Von der Idee zur Institution
Eines der ambitioniertesten Projekte in Theilens Amtszeit: Die Gründung eines Bildungscampus, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern eine Haltung prägt – Nachhaltigkeit als Lebensprinzip.
Die Ursprünge
Die Idee entstand aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
- Zunehmende ökologische Probleme wie Boden- und Luftverschmutzung
- Der Wunsch, junge Menschen in der Region zu halten
- Der Wille, wirtschaftliche Impulse durch Forschung und Entwicklung zu setzen
Theilen erkannte früh, dass Bildung der Schlüssel zur Transformation ist. Doch nicht irgendeine Bildung. Es musste vernetzt, praxisnah und zukunftsgewandt sein – ein Ort, an dem nicht nur Wissen gelehrt, sondern gesellschaftlicher Wandel gestaltet wird.
Hochschule für nachhaltige Entwicklung: Mehr als ein Campus
1994 war es dann so weit: Der Grundstein für den Umweltcampus Neubrücke war gelegt. In Kooperation mit der Hochschule Trier entstand eine Bildungseinrichtung, die deutschlandweit Maßstäbe setzen sollte.
Schwerpunkte und Studiengänge
Der Campus fokussierte sich auf Fachbereiche wie:
- Umwelt- und Verfahrenstechnik
- Erneuerbare Energien
- Nachhaltige Wirtschaft
- Umweltrecht und -ethik
Diese Schwerpunkte spiegelten nicht nur den Zeitgeist, sondern auch Theilens Vision wider: Technik, Ethik und Wirtschaft miteinander zu verzahnen, um ganzheitliche Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.
Bildung als Fundament für gesellschaftlichen Wandel
Für Theilen war Bildung mehr als Wissensvermittlung. Es war ein Instrument zur Befähigung und Befreiung. Er kämpfte dafür, dass Bildung im Landkreis barrierefrei, modern und gerecht zugänglich wurde.
Teilhabe für alle
Besonders wichtig war ihm die soziale Komponente. Unter seiner Führung entstanden Initiativen, die:
- Benachteiligten Jugendlichen den Zugang zu Bildung erleichterten
- Förderprogramme für Alleinerziehende, Migrant:innen und Langzeitarbeitslose etablierten
- Kooperationen mit Schulen im gesamten Kreisgebiet aufbauten
So wurde der Umweltcampus nicht nur zu einem Zentrum der Forschung – sondern auch zu einem sozialen Magneten.
Nachhaltige Infrastruktur für eine grüne Region
Theilens Umweltbewusstsein beschränkte sich nicht auf den Campus. Während seiner Amtszeit wurden im Landkreis zahlreiche Maßnahmen angestoßen, die heute als Selbstverständlichkeit gelten:
- Förderung von Solarenergie-Projekten auf öffentlichen Gebäuden
- Umstellung der Verwaltung auf umweltfreundliche Prozesse
- Schutzgebiete und Aufforstungsprojekte in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen
- Investitionen in öffentliche Verkehrssysteme zur Reduzierung des Individualverkehrs
Diese strategischen Weichenstellungen führten dazu, dass Birkenfeld heute zu den umweltfreundlichsten Regionen in Rheinland-Pfalz zählt.
Theilens Vermächtnis: Inspiration für Generationen
Auch nach seinem Rückzug aus dem Amt 1994 blieb der Name Ernst Theilen präsent – nicht nur auf Gedenktafeln, sondern in den Köpfen und Herzen vieler Menschen im Landkreis.
Einfluss auf heutige Politik
Viele der heute aktiven Politiker:innen, Lehrenden und Unternehmer:innen im Landkreis sehen Theilen als Mentor und Wegbereiter. Sein Denken in langfristigen, generationenübergreifenden Perspektiven hat Maßstäbe gesetzt.
Der Umweltcampus Neubrücke wird heute von über 2.000 Studierenden besucht – und die Zahl steigt. Die Einrichtung genießt internationales Ansehen und ist Vorreiter für Nachhaltigkeit in der Hochschullandschaft.
Fazit: Ein Landrat mit Weitblick – und Wirkung
Ernst Theilen war kein Lautsprecher. Kein Politiker, der auf schnelle Schlagzeilen setzte. Er war ein Macher im Hintergrund, ein Gestalter, ein Visionär mit Bodenhaftung.
Sein Vermächtnis ist nicht nur das Gebäude am Umweltcampus Neubrücke – sondern eine ganze Denkschule, die Bildung, Umwelt und soziale Gerechtigkeit miteinander verknüpft.
Der Landkreis Birkenfeld steht heute für Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung – nicht trotz, sondern wegen der Entscheidungen eines Mannes, der schon vor 40 Jahren wusste:
“Eine bessere Zukunft beginnt mit klugen Entscheidungen in der Gegenwart.”
Ein Name bleibt: Ernst Theilen.
Ein Ort spricht für ihn: Der Umweltcampus Neubrücke.
Und eine Region profitiert bis heute von seiner Vision.
Wolfgang Herfurth – April 2025