Pioniere der Lüfte: Warum Hoppstädten-Weiersbach ein ganz besonderes Stück Fluggeschichte schreibt


Hoppstädten-Weiersbach – ein Name, der in der Region Birkenfeld nicht nur für Heimat und Natur steht, sondern auch für eine außergewöhnliche Flugtradition, die ihresgleichen sucht.
In einem Ort, der zwar hinter der Kreisstadt Birkenfeld der größte der Verbandsgemeinde ist, aber dennoch überschaubar geblieben ist, hat sich etwas entwickelt, worauf die ganze Region mit Recht stolz sein kann: Der Flugsportverein Hoppstädten-Weiersbach e.V.
Die Anfänge einer fliegerischen Leidenschaft
Bereits am 16. August 1930 gründeten flugbegeisterte Idealisten den ersten Luftsportverein unter der Leitung von Julius Bleicker.
In dieser Zeit, als Fliegen noch ein echtes Abenteuer bedeutete, entstand mit viel Pioniergeist und unter Mithilfe des lokalen Ingenieurs Hermann Göring der erste selbstgebaute Gleitflieger: der „Zögling“.
1931 hob dieser zum ersten erfolgreichen Erstflug ab – ein Meilenstein nicht nur für den Verein, sondern für die gesamte Region.
Mein persönlicher Bezug:
Der Name Hermann Göring ist in Birkenfeld bis heute präsent:
In der Ingenieur-Göring-Straße, benannt nach diesem Pionier, begann für mich ein Stück Heimatgeschichte.
Dort, in der Ingenieur-Göring-Straße in Birkenfeld, wurde ich geboren, verbrachte meine Kindheit und lebte dort 24 Jahre – eine Heimat, die für immer im Herzen bleibt.
Innerhalb weniger Jahre wuchs der Verein rasant auf über 500 Mitglieder an, bevor er 1936 in das NS-Fliegerkorps eingegliedert wurde und zunächst seine Eigenständigkeit verlor.

Wiederaufbau und Aufschwung nach dem Krieg
Nach den dunklen Jahren des Zweiten Weltkriegs wurde der Verein am 7. April 1951 neu gegründet.
Unter dem Vorsitz von Erich Lengler knüpfte man an alte Traditionen an und baute den Gleitflieger SG-38 „Hochwald“.
Mit viel Herzblut und intensiver Mitgliederarbeit konnte Mitte der 1950er Jahre auch ein doppelsitziger Schulgleiter, der „Doppelraab“ namens „Oldenburg“, fertiggestellt werden.
Ab 1956 stand dem Verein eine ganz besondere Infrastruktur zur Verfügung: der ehemalige US-Flugplatz in Hoppstädten.
Ausbau zur modernen Fliegerheimat
In den 1960er Jahren begann unter Leitung von Dr. Oswald Morenz eine neue Phase:
Der Bau einer größeren Flugzeughalle brachte Stabilität und Wachstum.
1969 schaffte der Verein mit dem Erwerb eines Motorseglers (SF-25 Falke) den Einstieg in eine neue Ära des Fliegens.
Auch sportliche Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Klaus Brand errang 1967 den Tagessieg bei einem regionalen Wettbewerb – ein weiterer Beweis für das Engagement und das Können der Flieger aus Hoppstädten-Weiersbach.
Ein Flugplatz schreibt Geschichte
Die 1970er Jahre waren geprägt von weiteren wichtigen Ausbaumaßnahmen:
Neue Hallen wurden errichtet, und 1980 erfolgte die offizielle Zulassung des Flugplatzes als ziviler Sonderlandeplatz – ein gewaltiger Schritt für einen Ort dieser Größenordnung.
Unter dem Vorsitz von Richard Utz wurde der Flugplatz in den frühen 1980ern intensiv weiterentwickelt, bis sein tragischer Unfalltod 1984 eine tiefe Lücke hinterließ.
Ab 1991 übernahm Harald Tausendfreund die Vereinsleitung und führte den Flugsportverein in eine neue Wachstumsphase.
1992 schrieb der Verein erneut Geschichte: Der erste fabrikneue Motorsegler, ein SF-25C Falke 2000, wurde angeschafft und feierlich auf den Namen „Hoppstädten-Weiersbach“ getauft.
Kooperationen und Zukunftssicherung
Ab 1996 baute der Verein enge Kooperationen mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld auf, um die Nachwuchsarbeit weiter zu stärken.
Diese Zusammenarbeit war ein kluger Schachzug, der den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Vereins sicherte.
Ein weiterer Meilenstein wurde 2004 gesetzt:
Mit der Errichtung einer 1000 Meter langen Graslandebahn gelang es, den Flugplatz langfristig für die Zukunft zu sichern – ein Erfolg, der maßgeblich dem Engagement der Mitglieder zu verdanken ist.
2005 feierte der Verein stolz sein 75-jähriges Bestehen und trat seitdem offiziell unter dem Namen Flugsportverein Hoppstädten-Weiersbach e.V. auf.
Die Vorsitzenden im Wandel der Zeit
Wer die Geschichte eines Vereins verstehen will, muss auch die Persönlichkeiten kennen, die ihn geprägt haben.
Hier die vollständige chronologische Liste der Vorsitzenden:
- Julius Bleicker (1930–1936)
- Erich Lengler (1951–Mitte 1950er)
- Dr. Oswald Morenz (ca. 1956–1959)
- Willi Burger (1960er–1970er)
- Richard Utz (~1975–1984)
- Dr. Wolfgang Fillmann (1984–1988)
- Harald Tausendfreund (1988–1989)
- Nils Goette (1989–1991)
- Harald Tausendfreund (1991–späte 1990er, erneut)
- Horst Breit (späte 1990er–2000er)
Mein persönlicher Bezug zu Horst Breit:
Anfang der 1980er Jahre absolvierte ich ein einjähriges Praktikum in seiner Firma – ein Jahr, das ich nie vergessen werde.
Während dieser Zeit durfte ich meinen allerersten Flug erleben – einen Rundflug mit Horst Breit persönlich.
Eine kleine Anekdote:
Während des Landeanflugs hörte ich plötzlich ein seltsames Geräusch.
Etwas nervös fragte ich Horst Breit:
„Was ist das für ein Geräusch?“
Seine trockene Antwort:
„Wenn ich jetzt nicht Gas gebe, stürzen wir ab.“
Natürlich war alles in Ordnung – doch dieser Moment bleibt für mich unvergesslich und sorgt bis heute für ein Schmunzeln.
- Wolfgang Zimmer (2000er Jahre bis etwa 2018)
- Frank Anstand (seit ca. 2018 bis heute, Stand 2025)
Hinweis:
Die genannten Amtszeiten beruhen teilweise auf mündlichen Überlieferungen und unvollständigen Archivquellen. Daher können einzelne Zeitangaben ungenau oder widersprüchlich sein. Eine exakte Rekonstruktion aller Amtszeiten ist bislang nicht möglich.
Die Vereinsführung heute
(Stand 2025) wird der Flugsportverein Hoppstädten-Weiersbach e.V. von folgendem engagierten Vorstandsteam geführt:
- Frank Anstand (1. Vorsitzender)
- Hans-Erich Marmitt (2. Vorsitzender und Schriftführer)
- Joachim Wahl (Schatzmeister)
- Sven Hoffmann (Motorflugreferent)
- Thomas Holländer (Motorseglerreferent)
- Johann-Friedrich Meisberger (Segelflugreferent)
- Wolfgang Schneider (Ultraleichtreferent)
Mein persönlicher Bezug:
Mit Joachim Wahl, dem Schatzmeister, verbindet mich eine langjährige freundschaftliche Bekanntschaft.
Und Thomas Holländer, Motorseglerreferent, ist seit 25 Jahren mein direkter Nachbar und enger Freund – eine echte Freundschaft, die weit über das Übliche hinausgewachsen ist.
Eine Flotte, die sich sehen lassen kann
Heute verfügt der Verein über eine moderne, vielseitige Flotte:
- Segelflugzeug ASK 13
- Ka 6
- Motorsegler SF-25C Falke
- Piper PA-28-161 Warrior II
- Piper PA-38-112 Tomahawk
- Ultraleichtflugzeug Remos G3 Mirage
Nicht nur aktives Fliegen und Ausbildung stehen im Mittelpunkt: Kooperationen mit Schulen und dem Umwelt-Campus Birkenfeld helfen jungen Menschen, die Faszination des Fliegens frühzeitig kennenzulernen.
Ein besonderer Ort für besondere Träume
Mit beeindruckender Kontinuität und leidenschaftlichem Engagement bleibt der Flugsportverein Hoppstädten-Weiersbach e.V. ein unverzichtbarer Bestandteil der regionalen Identität im Nahetal.
Er beweist eindrucksvoll, dass große Träume auch in kleinen Orten ihren Platz finden – und dass Heimatliebe und Pioniergeist zusammen Höhen erreichen können, die weit über den Horizont hinausstrahlen.
Wolfgang Herfurth – April 2025