HCW Birkenfeld: Ein Stück Kinogeschichte und meine Kindheitserinnerungen

Es gibt Orte, die weit mehr sind als nur Gebäude – sie sind Erinnerungen, Emotionen und ein Stück Heimat. Einer dieser Orte war für mich das HCW in Birkenfeld-Nahe, einst das größte Kino in Rheinland-Pfalz und der Mittelpunkt unseres kleinen Städtchens. Hier wurden nicht nur Filme gezeigt, sondern ganze Generationen geprägt.

Ich erinnere mich noch genau an die Sonntagvormittage, wenn wir als Kinder voller Vorfreude vor dem Eingang standen. Die Treppe des HCW war unser Treffpunkt, ein vertrauter Ort, an dem wir lachten, redeten und gespannt darauf warteten, endlich in den Kinosaal gelassen zu werden.

Wenn das Kino rief, kamen alle

Das HCW war in einer Zeit, in der Fernsehen noch nicht viel zu bieten hatte, unser Tor zur großen, weiten Welt. Besonders an den Wochenenden strömten die Menschen in Massen ins Kino. Erwachsene genossen die Abendvorstellungen, während wir Kinder die Sonntagsmatineen kaum erwarten konnten.

Ich sehe noch die langen Schlangen vor mir, die sich die Hauptstraße entlangzogen – besonders, wenn ein großer Film lief. Winnetou war so ein Ereignis. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein, um die Abenteuer des Apachenhäuptlings zu erleben.

Und dann war da dieser eine Sonntag, ein Tag, der sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt hat.

Ein Unfall, der alles veränderte

Wir standen, wie so oft, vor dem Kino auf der Treppe, voller Erwartung auf den Film. Es war einer dieser Tage, an denen man das Gefühl hatte, dass die ganze Welt nur auf diesen Moment hinfieberte. Die Menschen drängten sich bis zur Straße, alle wollten hinein.

Mein Freund und ich standen ganz vorne – ein Fuß noch auf dem Bürgersteig, der andere schon auf der Straße. Ein Fehler, der uns beinahe teuer zu stehen kam.

Plötzlich raste ein Auto mit hoher Geschwindigkeit heran. Wir hatten keine Chance zu reagieren. In der nächsten Sekunde geschah es: Mein Freund wurde schwer erwischt, schwer verletzt, eine klaffende Wunde, die später im Krankenhaus genäht werden musste.

Ich selbst kam mit einem seltsam präzisen Schnitt in meiner rechten Pobacke davon – verursacht durch die Türklinke des vorbeirasenden Fahrzeugs. Die Wunde hatte die Form eines perfekten Winkels, als hätte jemand sie mit einem Lineal gezogen. Auch ich musste ins Krankenhaus, meine Verletzung wurde genäht, doch mein eigentliches Trauma war ein anderes: Die Erkenntnis, wie schnell sich ein unbeschwerter Moment in einen Albtraum verwandeln kann.

HCW: Ein Ort der Erinnerungen

Dieser Tag bleibt für mich unvergesslich, doch trotz dieses Vorfalls überwiegen die schönen Erinnerungen an das HCW. Das Kino war nicht nur ein Ort für Filme – es war ein sozialer Treffpunkt, ein Ort des Austauschs und der Gemeinschaft.

Die Gesichter der Kinobesucher, erleuchtet vom flackernden Licht der Leinwand, das Lachen, das durch den Saal hallte, das leise Knistern von Popcorn-Tüten – all das machte die Magie dieses Ortes aus.

Doch die Zeiten änderten sich. Mit der zunehmenden Verbreitung von Fernsehen und später des Internets verlor das Kino an Bedeutung. Das HCW wurde geschlossen, das Gebäude modernisiert. Heute steht an seiner Stelle ein Ärztehaus.

Ein Kino, das weiterlebt

Obwohl das HCW physisch nicht mehr existiert, lebt es in den Herzen derer weiter, die dort ihre schönsten Kinomomente erlebten. Die Erinnerungen bleiben.

Jedes Mal, wenn ich an dem Ort vorbeigehe, sehe ich nicht das Ärztehaus, sondern spüre die Atmosphäre vergangener Zeiten: Das Stimmengewirr vor den Abendvorstellungen, die aufgeregten Gespräche nach einem spannenden Film, das leise Summen des Projektors.

Das HCW war mehr als nur ein Kino – es war ein Stück Birkenfeld, ein Zuhause für Träume, Emotionen und unvergessliche Erlebnisse. Und für mich war es ein Ort, der mich ein Leben lang begleiten wird.

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