Ein Münzfund mit Geschichte – Niederländischer Taler von 1681 in Dienstweiler entdeckt

Ein Stück Weltgeschichte auf dem Ellenberg

Im Jahr 1965 machte Agnes Finck aus Dienstweiler eine bemerkenswerte Entdeckung: Auf dem sogenannten „Ellenberg“ fand sie eine alte Silbermünze – gut erhalten, kunstvoll geprägt und mit einer spannenden Geschichte. Bei der Münze handelt es sich um einen niederländischen Silbertaler aus dem Jahr 1681, geprägt in Westfriesland, einer der damaligen Provinzen der Vereinigten Niederlande.

Zwei Seiten, viele Geschichten

Die Münze zeigt auf ihrer einen Seite das Wappen von Westfriesland, eingerahmt von der Umschrift:
„MO.NO.ORDIN.WEST.FRISIAE 1681“ – lateinisch für: „Neue Münze der Staaten von Westfriesland, 1681“.

Auf der anderen Seite ist ein prachtvolles Segelschiff zu sehen – Symbol für die Seemacht und den weltweiten Handel der Niederlande im 17. Jahrhundert. Die Umschrift lautet:
„DEUS FORTITUDO ET SPES NOSTRA“„Gott ist unsere Stärke und Hoffnung“.
Ein Motto, das sowohl die religiöse Prägung der Zeit als auch das Selbstverständnis einer aufstrebenden Handelsnation widerspiegelt.

Die Rolle Westfrieslands und der Niederlande im 17. Jahrhundert

Westfriesland war eine Region im Norden der heutigen Niederlande und Teil der Provinz Holland. Im 17. Jahrhundert gehörte es zu den sieben autonomen Provinzen, die sich in der Republik der Vereinigten Niederlande zusammengeschlossen hatten. Diese junge Republik entwickelte sich rasch zu einer der mächtigsten Handelsnationen der Welt – das „Goldene Zeitalter“ der Niederlande war geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, wissenschaftlichem Fortschritt und kolonialer Expansion.

Die Flotte der Niederlande war zu dieser Zeit die größte der Welt. Ihre Schiffe brachten Waren, Menschen und Ideen nach Südostasien, Afrika, in die Karibik – und wieder zurück nach Europa. In diesem Kontext spielten Münzen wie der gefundene Taler eine wichtige Rolle: Sie waren nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Repräsentanten staatlicher Souveränität, wirtschaftlicher Stärke und politischer Botschaften.

Der Weg in unsere Region – Handelsrouten und Kriegszüge

Wie eine niederländische Münze ihren Weg nach Dienstweiler fand, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen – doch es gibt plausible Erklärungen:

  • Handelskontakte: Die Märkte waren europaweit vernetzt. Niederländische Kaufleute reisten bis ins Rheinland und darüber hinaus.
  • Soldatenlohn: Söldner und Truppenbewegungen – etwa während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) oder späterer Auseinandersetzungen – brachten fremde Münzen in Umlauf.
  • Privater Besitz: Münzen wurden gesammelt, gehortet oder als Erbstücke weitergegeben. Vielleicht war der Taler Teil eines Schatzverstecks, das nie wieder gehoben wurde.

Ein Blick in die Vergangenheit

Solche Funde machen Geschichte greifbar. Sie erzählen nicht nur von fernen Ländern und mächtigen Reichen, sondern auch von den Wegen, die Menschen und Dinge nah und fern miteinander verbunden haben. Der Fund der Agnes Finck ist ein kleines Fenster in eine Zeit, in der Silbermünzen nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Träger von Identität, Macht und Hoffnung waren.

Wolfgang Herfurth – April 2025

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