Porträt von Dr. Ernst Theilen, Landrat im Landkreis Birkenfeld ab 1982

Frühes Leben und Ausbildung

Dr. Ernst Dieter Theilen, geboren am 13. April 1940 in Birkenfeld (Nahe), ist ein deutscher Jurist und Politiker der SPD. Schon früh zog es ihn in die akademische Welt: Er studierte Rechtswissenschaften sowie Politikwissenschaft an den Universitäten Genf, Berlin, Bonn und Köln. Seine Wissbegierde führte ihn zudem an das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien, wo er einen zweiten Abschluss in Politikwissenschaft erwarb. 1968 promovierte Theilen an der Universität Köln zum Doktor der Rechtswissenschaften, Thema seiner Dissertation war „Der Bund und die Förderung innerdeutscher Kulturaufgaben“. Ergänzend absolvierte er später das renommierte Advanced Management Program (AMP) der Harvard Business School in Boston, um seine Kenntnisse in Verwaltungs- und Managementfragen zu vertiefen.

Privat fand Ernst Theilen früh sein Glück: Seit 1967 ist er verheiratet und ist Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Seine Familie bildete für ihn stets einen wichtigen Rückhalt während seiner beruflichen Laufbahn.

Berufseinstieg und Weg in die Politik

Beruflich startete Dr. Theilen zunächst klassisch als Jurist. Sein politisches Interesse führte ihn jedoch schnell in die SPD, der er beitrat, um die sozialdemokratischen Werte mitzugestalten. Ein prägendes Kapitel seines Werdegangs war die Tätigkeit als persönlicher Referent des Bundestagsabgeordneten Wilhelm Dröscher. Dröscher – ein in Rheinland-Pfalz sehr angesehener SPD-Politiker – nahm den jungen Juristen unter seine Fittiche. Theilen arbeitete eng an der Seite Dröschers und erhielt so tiefe Einblicke in politische Prozesse auf Bundesebene. Diese Jahre formten ihn und knüpften wertvolle Netzwerke für seine spätere Karriere in der Kommunalpolitik.

Seine Kombination aus juristischer Expertise, Management-Ausbildung und politischer Erfahrung ebnete Dr. Ernst Theilen den Weg in höhere Verwaltungsämter. 1982 wählte der Kreistag des Landkreises Birkenfeld den damals 42-Jährigen zum Landrat – dem obersten Repräsentanten und Verwaltungschef des Kreises. Er trat damit die Nachfolge von Walter Beyer an, der den Kreis seit den 1950er Jahren geführt hatte. Mit Energie und frischen Ideen machte sich Theilen daran, „seinen“ Landkreis zu gestalten.

Landrat des Landkreises Birkenfeld (1982–1994)

Als Landrat von 1982 bis 1994 prägte Dr. Theilen den Landkreis Birkenfeld in einer Zeit des Wandels. Er war ein Landrat mit Herz und Verstand, der stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger hatte. In seine Amtszeit fallen bedeutende wirtschaftliche und strukturelle Veränderungen der Region, die er aktiv begleitete. Ein zentrales Anliegen war ihm dabei, zukunftsorientierte Arbeitsplätze und Bildungsangebote im strukturschwachen Hunsrück-Naheraum zu schaffen.

Umgang mit Herausforderungen: Theilen scheute sich nicht, auch schwierige Probleme anzugehen. So sah er sich in den 1980er Jahren mit den Umwelt- und Gesundheitsgefahren einer Uranerz-Aufbereitungsanlage im Ort Ellweiler konfrontiert. Als bekannt wurde, dass dort jahrzehntelang Uranerz zu Kernbrennstoff konzentriert wurde – mit teils alarmierenden Strahlenwerten in der Umgebung – reagierte Theilen umsichtig. Er zeigte Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung und forderte früh eine epidemiologische Untersuchung der erhöhten Leukämie-Fälle bei Kindern im Umfeld der Anlage. Zugleich mahnte er, vorschnelle Schlüsse zu vermeiden, solange wissenschaftliche Beweise fehlten. Diese ausgewogene Haltung – sowohl die Bevölkerung zu schützen als auch Fakten zu klären – kennzeichnete seinen Führungsstil. Unter seinem Mitwirken und Druck der Öffentlichkeit wurde die umstrittene Uranfabrik Ende der 1980er Jahre schließlich von der Landesregierung stillgelegt. Theilen lud Experten zu einem Fachkongress nach Birkenfeld ein, um über die Gefahren niedriger Strahlung zu beraten – und bewies dabei auch Humor: Er habe nicht vor, Ellweiler zum Radon-Kurort zu erklären, scherzte er trocken in Anspielung auf die gemessenen hohen Radonwerte. Sein entschlossenes Krisenmanagement in dieser Angelegenheit verschaffte ihm überregional Anerkennung.

Impulse für die Region: Neben der Krisenbewältigung setzte Ernst Theilen vor allem positive Impulse. Unter seiner Ägide wurde die Infrastruktur im Kreis verbessert und interkommunale Zusammenarbeit gestärkt. Er engagierte sich etwa für den Erhalt und Ausbau der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und förderte kulturelle Initiativen. In Gemeinden wie Birkenfeld selbst und den umliegenden Orten war er gern gesehener Gast bei Vereinen und Veranstaltungen – immer nah bei den Menschen. Von vielen Bürgermeistern der Region wurde er als verlässlicher Partner geschätzt.

Auf Landesebene machte sich Dr. Theilen ebenfalls einen Namen. 1993 wurde er zum Vorsitzenden des Landkreistags Rheinland-Pfalz gewählt, der Vertretung aller Landkreise im Bundesland. Zwar dauerte seine Amtszeit an der Spitze dieses Gremiums nur rund ein Jahr, doch sie unterstrich sein hohes Ansehen unter den Kollegen-Landräten. Theilen nutzte diese Plattform, um die Interessen der ländlichen Regionen – insbesondere seiner Heimat – in Mainz noch stärker zur Geltung zu bringen.

In den frühen 1990er Jahren stand der Kreis vor einer schweren Herausforderung, als die US-Streitkräfte ihr großes Militärhospital in Neubrücke (Gemeinde Hoppstädten-Weiersbach) aufgaben. Anstatt das 44 Hektar große Areal brachfallen zu lassen, entwickelte Landrat Theilen die visionäre Idee, dort einen umweltorientierten Hochschulcampus anzusiedeln. Mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft warb er bei Land und Bund für sein Konzept. 1996 schließlich wurde der Umwelt-Campus Birkenfeld als Außenstandort der Hochschule Trier eröffnet – ein Musterbeispiel gelungener Konversion ehemaliger Militärflächen. Aus leerstehenden Kasernen und Lazarettgebäuden entstanden moderne Hörsäle, Labore und Studentenwohnheime. Theilen hatte durchgesetzt, dass sein Heimatkreis eine eigene Hochschuleinrichtung bekam, die jungen Leuten Perspektiven bietet und zugleich nachhaltige Technologien in den Mittelpunkt stellt.

Die Entstehung des Campus war kein Selbstläufer. Dr. Theilen investierte unzählige Stunden in Verhandlungen, Planungsgesprächen und der Überzeugungsarbeit bei Skeptikern. Als Landrat (1982–94) legte er den Grundstein, indem er das Gelände sicherte und die Hochschulidee initiierte. Als Staatssekretär in Mainz (ab 1994) unterstützte er die Umsetzung dann auf Landesebene maßgeblich weiter, indem er bürokratische Hürden aus dem Weg räumte und die Finanzierung begleitete. Heute gilt der Umwelt-Campus als bundesweit einmaliger „Zero Emission“-Campus und Innovationsmotor der Region – ein Verdienst, das ohne Theilens Vision und Ausdauer kaum Realität geworden wäre. Zu Recht wurde er hierfür vielfach gewürdigt: Im Jahr 2018 benannte die Gemeinde Hoppstädten-Weiersbach den zentralen Platz am Campus-Kreisel nach Ernst Theilen, in Anerkennung seiner Verdienste um die Hochschule. Sichtbar ragt dort eine große Photovoltaik-Anlage auf – für Theilen ein Symbol der Innovationskraft des Campus, wie er bei der Einweihung lächelnd bemerkte.

Auch nach der Gründung blieb Dr. Theilen seiner Hochschule eng verbunden. Seit 2012 trägt er den Titel Ehrensenator der Hochschule Trier, die den Umwelt-Campus betreibt. Regelmäßig besucht er Veranstaltungen am Campus und freut sich über die erfolgreiche Entwicklung „seines Babys“ – inzwischen studieren rund 1800 junge Menschen dort in umweltbezogenen Fächern.

Staatssekretär in Rheinland-Pfalz (1994–2001)

Im November 1994 wechselte Ernst Theilen von der Kommunal- in die Landespolitik: Ministerpräsident Kurt Beck berief ihn zum Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium. In dieser Funktion – die er bis 2001 ausübte – war Theilen der zweithöchste Beamte des Ministeriums für Inneres und Sport und damit an zentralen Entscheidungen der Landesregierung beteiligt. Seine Erfahrung als langjähriger Landrat kam ihm dabei zugute, etwa bei Reformen der Kommunalverwaltung oder im Katastrophenschutz. Kollegen beschrieben ihn als kompetent und vermittelnd, jemand der die Belange der Gemeinden kannte und in Mainz wirksam vertreten konnte.

Als Staatssekretär setzte Dr. Theilen seine Herzensprojekte fort. Den Aufbau des Umwelt-Campus Birkenfeld trieb er nun von Seiten der Landesregierung voran, indem er Fördermittel sicherte und die politische Unterstützung festigte. Innenminister und Ministerpräsident vertrauten auf sein Urteil, wenn es um Investitionen im strukturschwachen Raum ging. Theilen galt als kreativer Organisator, der Verwaltungshandeln effektiv mit politischen Zielen verband.

Im Mai 2001 ging Ernst Theilen schließlich in den Ruhestand. Doch Ruhestand ist relativ: Der agile Verwaltungsprofi blieb auch danach aktiv. Er gründete ein eigenes Beratungsunternehmen und stellte sein Wissen als Unternehmensberater Kommunen und Institutionen zur Verfügung. Zudem engagierte er sich ehrenamtlich weiter für Themen, die ihm am Herzen liegen.

Gesellschaftliches Engagement und späte Jahre

Neben seinen offiziellen Ämtern war Dr. Theilen stets ein Mensch, der über den Tellerrand der Politik hinaus blickte. Ein herausragendes Beispiel ist sein jahrzehntelanges Engagement für die Stefan-Morsch-Stiftung. Diese Stiftung – Deutschlands erste Stammzellspenderdatei – wurde 1986 im Kreis Birkenfeld ins Leben gerufen, um Leukämie- und Blutkrebspatienten zu helfen. Ernst Theilen gehörte von Anfang an zum Kuratorium der Stiftung und wirkt bis heute im Stiftungsbeirat mit. Er half mit, den Aufbau dieser lebensrettenden Datei voranzutreiben, und nutzte sein Netzwerk, um Unterstützung zu mobilisieren. Die Stiftung würdigte ihn hierfür erst kürzlich: Gemeinsam mit Alt-Ministerpräsident Kurt Beck erhielt Theilen im April 2025 die Ehrennadel der Stefan-Morsch-Stiftung für seine Verdienste im Kampf gegen Leukämie. In der Laudatio hieß es, er habe „maßgeblich zur Entwicklung der Stiftung beigetragen“ und immer ein offenes Ohr für die Anliegen von Patienten und Initiatoren gehabt.

Seine Heimatregion behielt Ernst Theilen stets im Blick. So setzte er sich etwa auch für das neue Nationalparkgebiet Hunsrück-Hochwald ein, das 2015 teilweise im Kreis Birkenfeld eröffnet wurde. Kurz vor der Eröffnung mahnte er als Elder Statesman an, die Region möge die Chancen dieses Nationalparks aktiver nutzen und „den Aufstieg in die höhere Liga“ auch mental vollziehen. Solche Worte zeigen: Theilen ist bis heute ein leidenschaftlicher Fürsprecher seiner Heimat.

Persönlich ist Dr. Theilen über die Jahre bescheiden und bodenständig geblieben. Menschen, die ihn kennen, schätzen seine freundliche, zugewandte Art. Dank seiner humorvollen und optimistischen Wesensart konnte er auch schwierige Situationen meistern – sei es im politischen Betrieb oder im privaten Umfeld. Er lebt mittlerweile mit seiner Familie im Rhein-Main-Gebiet, hält aber engen Kontakt nach Birkenfeld und Trier. Auf seinem Facebook-Profil bekennt er stolz seine Herkunft aus Birkenfeld und zeigt, dass er die Region im Herzen trägt.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Landesverdienstorden Rheinland-Pfalz (2025): Höchste Auszeichnung des Landes, verliehen für Dr. Theilens herausragendes Engagement beim Aufbau des Umwelt-Campus Birkenfeld und langjährige ehrenamtliche Tätigkeiten. Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte ihn als jemanden, „der als Vater des Hochschulstandorts Birkenfeld“ Visionen mit Beharrlichkeit umgesetzt hat.
  • Ehrenbürger der Gemeinde Hoppstädten-Weiersbach: In dieser Gemeinde liegt der Umwelt-Campus. Theilen wurde für seine Verdienste um die Konversion des US-Lazaretts und die Hochschulgründung zum Ehrenbürger ernannt. Zudem trägt der Campus-Kreisel seit 2018 seinen Namen.
  • Ehrensenator der Hochschule Trier (seit 2012): Auszeichnung in Anerkennung seiner Verdienste um die Hochschule und insbesondere den Standort Birkenfeld.
  • Ehrennadel der Stefan-Morsch-Stiftung (2025): Verliehen für über 35 Jahre Engagement im Kampf gegen Leukämie und für die Unterstützung der Stiftung als Kuratoriumsmitglied.

Dr. Ernst Theilen blickt auf ein bewegtes Leben im Dienste der Gemeinschaft zurück. Mit Herz für die Region, klugem Weitblick und der Fähigkeit, Menschen zu begeistern, hat er bleibende Spuren in Birkenfeld, Neubrücke, Trier und darüber hinaus hinterlassen. Sein sympathisches Auftreten und sein unermüdlicher Einsatz machen ihn bis heute zu einer geschätzten Persönlichkeit – einem echten „Kümmerer“ und Visionär zugleich, der es verstand, große Ideen in die Tat umzusetzen.

Wolfgang Herfurth – Juni 2025

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