Die lange Tradition des Birkenfelder Freibads
Einleitung

Das Freibad in Birkenfeld (Landkreis Birkenfeld, Rheinland-Pfalz) blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit vielen Jahrzehnten ist es im Sommer ein wichtiger Treffpunkt für die Bevölkerung der Verbandsgemeinde Birkenfeld und darüber hinaus. Das beheizte Bad bietet heute Badespaß für alle Altersgruppen und zeugt von einer reichen Tradition, die bis in die 1930er-Jahre zurückreicht. Im Folgenden beleuchtet dieser Beitrag die Entstehung, historischen Entwicklungen, besonderen Merkmale und die aktuelle Situation des Birkenfelder Freibads.

Historie: Von der Entstehung bis heute
Die Ursprünge des Freibads Birkenfeld reichen bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. Bereits 1938 wurde in Birkenfeld eine öffentliche Badeanstalt errichtet, was für die damalige Zeit eine fortschrittliche Freizeit-Infrastruktur darstellte. Eine historische Ansichtskarte aus jener Epoche belegt die Existenz des Schwimmbads um 1940 – inklusive eines Sprungturms und großen Beckens, was darauf hindeutet, dass das Bad schon früh über moderne Anlagen verfügte. Auch während der Nachkriegszeit blieb das Freibad ein fester Bestandteil des Stadtlebens. So erinnert sich etwa Herbert Luther, ein langjähriger Bademeister, dass er „schon als kleines Kind“ im Birkenfelder Schwimmbad schwimmen ging – ein Hinweis darauf, dass das Bad spätestens in den 1950er-Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich war.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Anlage kontinuierlich genutzt und schließlich in den 1960er-Jahren umfassend modernisiert. Insbesondere 1964 erfolgte ein großer Umbau des Freibads, um den wachsenden Anforderungen an Sicherheit und Hygiene gerecht zu werden. Dieser Zeitpunkt markiert einen Meilenstein in der Geschichte des Bads, denn viele ältere Freibäder in der Region konnten die neuen Standards nicht erfüllen: Das Birkenfelder Freibad hingegen wurde rechtzeitig saniert und konnte seinen Betrieb fortsetzen. Im Zuge des Umbaus 1964 erhielt das Bad vermutlich zusätzliche Becken und zeitgemäße Technik; wenig später, 1965, gründete sich zur Unterstützung des Badebetriebs die örtliche DLRG-Gruppe Birkenfeld. Diese Wasserrettungsorganisation entstand, weil Bademeister Peter Thiel damals Hilfe bei der Aufsicht brauchte – ein weiterer Beleg dafür, wie gut besucht und bedeutsam das Freibad in jener Zeit war.
In den darauffolgenden Jahrzehnten blieb das Freibad ein Publikumsmagnet und wurde immer wieder instandgehalten sowie punktuell verbessert. Wahrscheinlich wurde in den 1960er-Jahren die Beheizung des Wassers eingeführt, um die Badesaison zu verlängern – heute wird das Birkenfelder Becken jedenfalls beheizt betrieben. Größere bauliche Veränderungen sind aus der jüngeren Vergangenheit nicht überliefert, was für die solide Substanz der Anlage spricht. Dennoch blieb das Bad stets auf der Höhe der Zeit und wurde bei Bedarf modernisiert, ohne seinen historischen Charme zu verlieren. Im Jahr 2015 konnte die DLRG-Ortsgruppe im Freibad ihr 50-jähriges Bestehen feiern – ein Ereignis, das auch die lange Geschichte des Schwimmbads würdigte. Diese Kontinuität unterstreicht den Stellenwert der Einrichtung als traditionsreiche Sommerfrische in Birkenfeld.
Besonderheiten und Entwicklung der Anlage



Das Birkenfelder Freibad zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus, die es von anderen Bädern der Region abheben. Schon früh verfügte es – ungewöhnlich für ein Freibad in einer Kleinstadt – über ein großes Schwimmerbecken mit 50-Meter-Bahnen. Dieses Becken mit sechs Bahnen entspricht Wettkampfmaß und ist bis heute eine Rarität in der Umgebung. Die großzügige Beckengröße bot bereits in den 1930er-Jahren ambitionierten Schwimmern ideale Trainingsbedingungen und tut dies immer noch. An das Sportbecken angeschlossen ist ein Sprungbecken mit einem Sprungturm, der Absprungmöglichkeiten aus 5 Metern Höhe bietet; daneben existieren ein 3-Meter-Turm sowie ein- und dreifache 1-Meter-Bretter. Diese Sprunganlage – schon auf historischen Fotos zu sehen – war lange ein Highlight des Freibads und ermöglichte wagemutigen Besuchern spektakuläre Sprünge ins kühle Nass.
Neben dem Schwimmerbecken gibt es ein abgetrenntes Nichtschwimmerbecken für Schwimmanfänger sowie ein kleines Planschbecken für Kleinkinder. Diese Aufteilung wurde vermutlich bei der Modernisierung in den 1960er-Jahren oder später eingeführt, um unterschiedlichen Badebedürfnissen gerecht zu werden. Alle Becken sind von weitläufigen Liegewiesen umgeben, die von altem Baumbestand gesäumt werden – so finden Sonnenanbeter wie Schattenliebhaber gleichermaßen ihren Platz. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot des Freibads über das reine Schwimmen hinaus erweitert: Heute gibt es auf dem Gelände auch ein Beachvolleyballfeld, eine Boule-Bahn, ein Basketballfeld sowie Tische für Tischtennis und sogar ein Freiluft-Schachbrett. Diese Ergänzungen zeigen, dass sich das Freibad von der einstigen „Badeanstalt“ zu einem multifunktionalen Freizeittreffpunkt gewandelt hat.
Gegenwart und Ausblick
Heute wird das Freibad Birkenfeld von den Verbandsgemeindewerken Birkenfeld betrieben und jede Saison von Mitte Mai bis Mitte September geöffnet. Es ist nach wie vor ein Anziehungspunkt an warmen Tagen – für Stammgäste genauso wie für Besucher aus den umliegenden Orten. Die Eintrittspreise und Öffnungszeiten werden jährlich festgelegt und in der lokalen Presse sowie über die Verbandsgemeinde kommuniziert. In den vergangenen Jahren stand das Bad vor ähnlichen Herausforderungen wie viele historische Freibäder: steigende Unterhaltskosten, witterungsabhängige Besucherzahlen und der Sanierungsbedarf alter Bausubstanz. Trotz regelmäßiger kleinerer Instandhaltungen besteht inzwischen langfristiger Sanierungsbedarf, wie die Verantwortlichen einräumen. Die Technik (Filteranlagen, Rohre, Elektrik) stammt in weiten Teilen noch aus früheren Ausbauphasen und soll erneuert werden, um den Betrieb für die Zukunft zu sichern. Dabei hat das Bad nach wie vor Alleinstellungsmerkmale – unter anderem das große Becken – deren Erhalt den Planern am Herzen liegt.
Aktuell laufen Planungen für eine grundlegende Sanierung und Modernisierung des Freibads. Die Verbandsgemeinde diskutiert verschiedene Konzepte, um das Bad zeitgemäß und wirtschaftlich zu gestalten, ohne seinen Charakter zu verlieren. Anfang 2024 musste eine erste Ausschreibungsrunde für die Planungsleistungen mangels geeigneter Bewerber noch einmal auf Null gesetzt werden. Nichtsdestotrotz ist das Ziel klar: Bis zur Badesaison 2025/26 soll das Freibad in neuem Glanz erstrahlen, wobei Fördermittel und Gemeindeinvestitionen zusammenwirken.
Die Bedeutung des Freibads Birkenfeld für die Region bleibt ungebrochen. Gerade weil vergleichbare Bäder rar sind, setzen sich Verwaltung und Bürger gleichermaßen für den Erhalt ein. Mit seiner über 80-jährigen Tradition, den vielen Geschichten unzähliger Sommer und seiner Rolle als sozialer Ort ist das Birkenfelder Freibad weit mehr als nur ein Schwimmbecken – es ist ein Stück Lebensqualität und Heimatgeschichte der Verbandsgemeinde.
Wolfgang Herfurth – Mai 2025